Das Klima auf Düsseldorfs Straßen wird immer rauer

Viele Unfälle gehen auf aggressives Fahren zurück. Experten beraten über Konsequenzen.

Düsseldorf. Dichtes Auffahren, rechts überholen, Gas geben — laut Forschern ist eine aggressive Fahrweise für ein Drittel der Unfälle mit Toten verantwortlich. Das Auto wird zur Tatwaffe, warnen sie deshalb — die WZ berichtete. Am Donnerstag trafen sich auf Einladung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Experten im Stadtteilzentrum Bilk, um über mögliche Konsequenzen zu beraten.

Ein überörtliches Thema mit starker lokaler Bedeutung, erklärt Susanna Heusgen, Sprecherin im Düsseldorfer Präsidium: „Das Klima wird rauer — auch auf Düsseldorfs Straßen.“

Das zeigt ein Blick auf die Hauptunfallursachen: Bei den Unfällen mit Verletzten war der Grund 2012 in 273 Fällen ein falsches Verhalten gegenüber Fußgängern, 383-mal zu geringer Abstand, 368-mal nicht gewährte Vorfahrt, 318-mal zu hohes Tempo, 72-mal Fehler beim Überholen.

„Ein Riesenproblem speziell in Düsseldorf ist zudem das Zustellen von Kreuzungen“, erklärt Heusgen — jeder wolle noch über die Ampel kommen, egal ob er dann Fußgänger auf dem Überweg oder den querenden Verkehr behindere.

Ebenfalls als Zeichen für mangelnde Verkehrsmoral wertet die Düsseldorfer Polizei die große Zahl von Unfallfluchten — im vergangenen Jahr 5764 (ein Plus von 3,4 Prozent zum Durchschnitt der drei vorangegangenen Jahre). Heusgen: „Viele denken offenbar: Das zahlt ja eh die Versicherung.“

Dass Regeln für eine steigende Anzahl an Autofahrern nur noch Empfehlungen darstellen, hat auch Britta Brost vom Düsseldorfer Amtsgericht festgestellt, die beim Verkehrsforum als Expertin auf dem Podium saß.

Regelmäßig erlebe sie Diskussionen mit Autofahrern, die wegen einer Tempoüberschreitung von 21 km/h den Führerschein abgeben sollen — bei denen also ein Stundenkilometer den Ausschlag gibt.

„Ich muss ihnen dann erklären, dass sie doch schließlich nicht wegen einem km/h den Führerschein verlieren, sondern wegen 21“, sagt die Richterin. „Das zeigt: 20 km/h zu schnell zu fahren, ist für viele völlig in Ordnung — so lange sie kein Fahrverbot bekommen.“

Für ein Tempolimit von 130 km/h auf den Autobahnen sprechen sich die Teilnehmer der Expertenrunde aus, für strengere Strafen, mehr Abstandskontrollen, mehr Polizeiautos mit Kamera zur Tempomessung.

Auch ein Vorschlag aus dem Publikum kommt gut an: Polizisten sollen bei Rasern direkt an der Messstelle ein Fahrverbot verhängen können. Das könnte „ganz, ganz viel bewegen“, glaubt Verkehrspsychologin Nina Pollack von der Dekra. Und auch Michael Mertens von der GdP meint: „Das hinterließe für die Zukunft Spuren.“