Düsseldorf Miriam Koch: Kölner Attentat zwingt einige zum Umdenken
Der Kölner Anschlag auf Henriette Reker wühlt auch im Rathaus viele auf — denn online werde oft gedroht.
Düsseldorf. Der Messer-Anschlag auf die neue Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat auch das politische Düsseldorf erschüttert. Miriam Koch, die Flüchtlingsbeauftragte in Düsseldorf, sagt: „So etwas ist natürlich völlig inakzeptabel, aber gehört auch zu unserer Realität.“
Regelrecht Angst habe sie nicht, bei öffentlichen Veranstaltungen zum Thema Flüchtlinge habe es noch nie Pöbeleien oder bedrohliche Situationen gegeben, aber: „Per Mail oder in sozialen Netzwerken bin auch ich schon übel beschimpft worden.“ Und als einmal gar ihre Privatadresse im Netz auftauchte, schaltete Koch Polizei und Staatsschutz ein. „Eine Zeit lang fuhr dann eine Streife bei uns vorbei“, sagt sie.
Die frühere Geschäftsführerin der Grünen findet, dass das Attentat von Köln jetzt die Menschen zum neuen Nachdenken zwinge, die im Tenor „Also ich bin sicher nicht rechtsradikal, aber die Flüchtlinge. . .“, daherkommen. Es sei schlimm, wenn sie zum hundertsten Mal die gleichen Bedenken ausräumen müsse, dass es etwa in großen Unterkünften viel Kriminalität gebe oder dass Grundstücke in der Nähe von Flüchtlingsheimen an Wert verlören. „Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung“, betont Miriam Koch, „aber nicht auf eigene Fakten.“ Denn Faktenverdreher und Aufstachler hätten viel zum traurigen Höhepunkt in Köln beigetragen.
Sozialdezernent Burkhard Hintzsche hörte am Samstagmorgen in Köln im Autoradio vom Anschlag auf seine Amtskollegin: „Ich war schockiert und entsetzt. Ich kenne Henriette Reker gut von der Arbeit im Städtetag, und gerade über das Thema Flüchtlinge haben wir uns regelmäßig ausgetauscht“, sagt Hintzsche. Sobald es Anhaltspunkte für eine Bedrohung gebe („Und das gilt nicht nur für die Stadtspitze, sondern für jeden Mitarbeiter“), prüfe man mit der Polizei das Bedrohungspotenzial und handele entsprechend. Hintzsche: „Klar ist leider auch, dass es absolute Sicherheit nicht geben kann.“
OB Thomas Geisel schickte unterdessen Henriette Reker schriftliche Genesungs- und Glück von seiner Dienstreise aus Japan: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Bitte geben Sie mir ein Signal, wenn Sie Ihre Amtsgeschäfte aufnehmen können, so dass wir uns bald treffen können, denn es gibt zwischen den Städten vieles, was uns verbindet.“