Düsseldorf Mit 86 ist noch lange nicht Schluss

Nach 22 Jahren als erste und zweite Vorsitzende wurde Erika Prill nun zur Ehrenvorsitzenden des Bürgervereins ernannt.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Vorstandsvorsitzender eines Bürgervereins zu sein, ist Knochenarbeit. Das gilt vor allem für Unterrath und Lichtenbroich. Dort hat Erika Prill als Baas die knapp 900 Mitglieder geleitet, hat die 35 kooperativ angeschlossenen Vereine und die AGD als Dachorganisation besucht und kaum eine Sitzung im Rather Bezirksrathaus versäumt. So eine Präsenz überall ist einmalig.

Kaum verwunderlich, dass die inzwischen 86-Jährige bislang vergebens versucht hat, ihr Ehrenamt in jüngere Hände zu geben. Diesmal ist es ihr gelungen, ihr Vizebaas Hans-Jürgen Vollmer ließ sich wählen — unter der Voraussetzung, dass Erika Prill das Heimatblatt weiterhin mit Informationen füttert. Ein Abschiedsgespräch.

Frau Prill, Sie sagten einmal, Ihr Vorstandsjob sei nur etwas für Pensionäre. Sie könnten die Arbeit nur leisten, weil Sie total begeistert sind. Was begeisterte Sie in diesen beiden Stadtteilen?

Prill: Die Menschen. Es war wunderbar, etwas für sie zu tun.

Sie lobten nicht nur, sondern übten auch Kritik. Als Sie die Planungsbehörde wegen der vielen Leerstände an der Unterrather Straße in die Pflicht nehmen wollten, nahm man es Ihnen übel. Hat sich inzwischen auf der Einkaufsmeile etwas verbessert?

Prill: Überhaupt nicht. Es wird immer schlimmer mit den Leerständen und Geschäftsaufgaben. Ich wundere mich, dass hier niemand etwas tut.

Und Lichtenbroich?

Prill: Dort habe ich auch negative Erfahrungen gemacht. Man hat mich attackiert, als ich für die Wohnungsgesellschaften eingetreten bin, die doch endlich sanieren sollten.

Sie haben die unterschiedlichen Meinungen unter einen Hut gebracht, und zwar ohne Parteibuch. Wie sehen Sie die Entwicklung, dass immer mehr Politiker in die Vereinsarbeit drängen?

Prill: Die Selbstständigkeit der Vereine ist durch die politische Mitarbeit leider nicht mehr so gewährleistet wie früher.

Wo liegen Ihre Erfolge?

Prill: Ich habe es geschafft, dass die Klinke nicht länger vor sich hingammelt, sondern saniert wird, indem ein Architekturbüro einzieht. Das Schwimmbad bleibt erhalten. Der Kartäuserpark hat eine wunderbare Blumenanlage. Wir haben uns auch sehr für die Flüchtlinge eingesetzt.

Sie betreuen zwei recht unterschiedliche Stadtteile. Unterrath ist ein kleines Paradies mit vielen Gärten im Hintergelände und mit Grundbesitzern, die auf eine nachbarschaftliche Atmosphäre mit Dauermietern Wert legen. In Lichtenbroich gibt es hingegen so viel Krach, dass zuweilen selbst eine Kirche zu klein ist, um die Protestierenden aufzunehmen. Wie kommt das?

Prill: Ich versuche, zu vermitteln, aber das gelingt mir nicht immer.

Was wünschen Sie sich zum Abschied für Unterrath, was für Lichtenbroich?

Prill: In Lichtenbroich muss die Gemeinschaft zwischen ausländischen Mitbürgern und Einheimischen besser werden. Und in Unterrath muss es einfach mehr Geschäfte geben. Da muss mehr investiert werden.

Das Zuschauen am Rande hat Ihnen noch nie gefallen. Was planen Sie nach ihrer „Amtszeit“?

Prill: Ich werde meine Hände mit Sicherheit nicht in den Schoss legen, sondern weiterhin anderen Menschen helfen. Ich werde auch das Heimatblatt mit Veronika Dalberg-Schneider weiterführen.