Nach Bordell-Razzia: Rotlicht-Könige müssen in Haft
Immer mehr Opfer, die im Bordell abgezogen wurden, melden sich bei der Polizei. Ein Fall von 1999 wird neu aufgerollt.
Düsseldorf. Vergeblich wartete Sophia Vegas-Wollersheim am Mittwoch vor dem Düsseldorfer Landgericht auf ihren Ehemann. Denn gegen Rotlicht-König Berti Wollersheim (61) wurde Haftbefehl erlassen, ebenso wie gegen neun andere Personen, die am Montag von der Polizei im Rahmen einer Groß-Razzia festgenommen wurden, darunter auch Thomas M. (47), der als Besitzer der fünf Etablissements an der Rethelstraße gilt. Wie die WZ berichtete, sollen dort solvente Kunden mit K.o.-Tropfen, Alkohol oder Medikamenten betäubt worden sein, um an ihre Kreditkarten zu kommen. Danach sollen die Konten abgeräumt worden sein. Außerdem wurden Freier offenbar mit delikaten Fotos erpresst.
„Unfassbar“ ist nach Angaben eines Polizeisprechers die Resonanz auf die Hotline. „Zwischenzeitlich hat sich über ein Dutzend weiterer Geschädigter gemeldet, einer sogar aus den USA“, erklärte Kriminaloberrat Roland Wolff. Die Razzia sei ein großer Erfolg gewesen. Die Auswertung der Asservate, vor allem der umfangreichen Geschäftsunterlagen, Laptops und Smart-Phones werde mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Sichergestellt haben die Fahnder auch 230 000 Euro Bargeld sowie Drogen.
Rechtsanwalt Bendikt Pauka, der Thomas M. verteidigen wird, hält dagegen die Vorwürfe der Ermittler für wenig plausibel: „Wir werden sehen, ob die Polizei diesen schweren Stein den Berg hochrollen kann, oder ob sie sich übernommen hat.“
Auf einen Fall aus dem Jahr 1999 will die Polizei in diesem Zusammenhang erneut einen Blick werfen. Damals ist ein schwedischer Tourist tot in Wollersheims Bordell gefunden worden. Der Fall ist ungeklärt.
Wollersheim zeigt sich nach außen hin — und besonders im Fernsehen — gerne im Kreis seiner Lieben und mimt den schillernden Rotlicht-Boss zum Schmunzeln. In seinen Etablissements verkehrt Prominenz, die wie alle anderen Kunden zuweilen tief in die Tasche greifen muss. Ab 300 Euro soll dort eine Stunde käufliche Liebe kosten, Schampus dazu 250 Euro. Wie es weiter geht? Bis Mittwoch Abend waren die Bordelle zu.
Der Rotlicht-König selbst wurde 1990 wegen erpresserischen Menschenraubs verurteilt. Damals hatte sich eine Prostituierte in einen Rechtsanwalt verliebt und war zu ihm gezogen. Als der Anwalt eine „Ablösesumme“ verweigerte, war die Frau auf Wollersheims „Ranch“ in Willich verschleppt worden. Dass Wollersheim jedoch persönlich die Konten seiner Kunden abgeräumt hat, sagen die Ermittler nicht mehr.