Nach Festnahme von Wollersheim: Zahlreiche Geschädigte melden sich
Düsseldorf (dpa). Nach der Festnahme der Düsseldorfer Rotlicht-Größe Bert Wollersheim (61) stehen bei der Polizei die Telefone kaum noch still. „Wir haben zahlreiche Anrufe von Geschädigten bis aus den USA.
Das Dunkelfeld scheint unfassbar groß“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.
In Düsseldorfer Bordellen sollen Freier reihenweise mit K.o.-Tropfen betäubt und dann ihre Kreditkarten geplündert worden sein. Um die Stammkunden nicht zu verprellen, waren offenbar gezielt weit gereiste Männer ausgewählt worden. Die Polizei richtete für die Opfer eine Telefon-Hotline ein (+ 49 211 8705701).
Unterdessen begannen einen Tag nach der großen Bordell-Razzia die Vorführungen der elf Festgenommenen beim Haftrichter. Um die Opfer von Strafanzeigen abzuhalten, waren sie den Ermittlungen zufolge inmitten von Prostituierten und großen Champagnerflaschen abgelichtet worden. Damit sollte ein vermeintlicher erheblicher Konsum von sexuellen Dienstleistungen und teuren Getränken dokumentiert werden. Die Fotos seien dann als Druckmittel verwendet worden. Es wird gegen 80 Verdächtige ermittelt.
Bordellbesitzer Wollersheim ist seit vielen Jahren eine schillernde Figur im Rotlichtmilieu. Bundesweit bekannt wurde er im vergangenen Jahr durch die TV-Serie „Die Wollersheims“. 400 Polizisten hatte am Dienstag seine Etablissements und sein Anwesen durchsucht.
Wollersheim war Mitte der 1990er Jahre wegen erpresserischen Menschenraubs verurteilt worden. Eine Prostituierte hatte sich in einen Rechtsanwalt verliebt und war zu ihm gezogen. Als der Anwalt eine „Ablösesumme“ verweigerte, war die Frau auf Wollersheims Ranch am Niederrhein verschleppt und gefangen gehalten worden.
Die aktuellen Tatvorwürfe lauten: schwerer Raub, Erpressung, Betrug, Computerbetrug, schwerer Bandendiebstahl und gefährliche Körperverletzung. Ein ehemaliger Mitarbeiter soll bereits ausgepackt und die Vorwürfe bestätigt haben.