Nachhilfe gibt es jetzt sogar via Skype

Das Angebot an Nachhilfen in Düsseldorf ist riesengroß. Vom Privatunterricht von Studenten bis zur bundesweiten Kette gibt es alles — auch den Unterricht übers Internet.

Foto: dpa

Düsseldorf. Wer auf der Suche nach einer Nachhilfekraft für sein Kind ist (auch um jetzt noch schnell in den Ferien die Nachprüfung vorzubereiten), kommt schnell in die Situation, selbst überfordert zu sein: Der Markt mit Angeboten tatsächlicher oder selbst ernannter „Pädagogen“ ist riesengroß; ein Blick ins Internet zeigt sofort: Hier wird viel Geld umgesetzt, sonst würden nicht so viele Institute und Private um die Gunst der Eltern buhlen.

Doch wer ist der richtige Lehrer für mein Kind? Welches Konzept ist geeignet? Soll der Unterricht zu Hause stattfinden oder in fremden Räumlichkeiten? Und wie viel Geld muss ich dafür auf den Tisch blättern? Mal abgesehen von der Frage, ob ich aus einem Vertrag schnell wieder heraus komme, falls die viel gepriesene Hilfe doch nicht greift. Fragen über Fragen, die schnell beantwortet werden wollen, da viele Eltern es eilig haben, ihre Kinder auf die richtige Spur zu bringen — oder eine gute Note noch zu veredeln.

Im Düsseldorf Familienunternehmen „Lernstudio Plus“ setzen Geschäftsführerin Antje Schneider und ihr Mann Thomas darauf, die Schüler in ihrem Institut an der Derendorfer Straße zu begrüßen. „Es ist immer ganz gut, wenn die Schüler aus ihrem Umfeld herauskommen, da sie dort eher abgelenkt werden“, glaubt Thomas Schneider.

Einen vollständig anderen Ansatz haben „Die Überflieger“ — ein Nachhilfeangebot einer in vielen Bundesländern tätigen Gesellschaft, die auch für den Großraum Düsseldorf eine Rufnummer zur Kontaktaufnahme geschaltet hat. Die Nachhilfe findet ausschließlich zu Hause statt, heißt es auf der Homepage. Im Internet liest sich das so: „Wir glauben, dass der Unterricht vor Ort umso besser laufen kann, je wohler sich alle Beteiligten dabei fühlen.“ Auch die bundesweite Nachhilfe-Vermittlung „Studenten für Schüler“ (www.nachhilfe.org) bietet ihre Leistung in den Wänden der Kinder und Eltern in Düsseldorf an. Argumentation: „Die Nachhilfe bei Ihnen zu Hause gewährleistet eine optimale Förderung ohne Ablenkung in der vertrauten Umgebung.“

Ein weiteres Prinzip des Düsseldorfer „Lernstudio Plus“: Lernen in Gruppen von zwei bis vier Schülern. Schneider: „Der Vorteil ist, dass sich die Schüler gegenseitig unterstützen. Natürlich achten unsere Lehrer darauf, dass es auch richtig aus, was dort weitergegeben wird.“ Tatsächlich loben auch Lehrerverbände die Methode, dass Schüler sich gegenseitig unter die Arme greifen (siehe auch: Das sagen die Experten). Ingo Lürbke beispielsweise, selbst Lehrer und Vorsitzender der Fachgruppe „Junge Lehrer“ im Verband Lehrer NRW, sagt: „An vielen Schulen gibt es deshalb ja auch die Programme ,Schüler helfen Schülern’.“ Auch hier haben „Die Überflieger“ einen anderen Ansatz: Schwerpunkt sei der Einzelunterricht. Auch „Die Hauslehrer“ (eine ebenfalls bundesweite „Schule“, die nach eigenen Angaben erst damit anfängt, intensiver in Düsseldorf tätig zu sein und aktuell 30 Schüler hier hat) setzen auf Einzelunterricht: „Der Unterricht sollte ganz auf die Persönlichkeit des Schülers abgestimmt werden“, sagt Konrektor Frank Niessing.

Niko Tzimas gibt seit 14 Jahren Nachhilfe in Mathe und weiteren naturwissenschaftlichen Fächern. Der 35-jährige Bauingenieur ist nach eigener Aussage eine Institution in Düsseldorf. Er setzt — unter anderem in Zweiergruppen — auf einen gut gefüllten Fundus an Klassenarbeiten. „Die Kinder bekommen bei mir alle Klausuren“, sagt er. Nach Hause kommt er nicht. „In 50 Minuten Fahrzeit, die ich möglicherweise hin und zurück investiere, könnte ich Nachhilfe geben.“ Über die Kosten der Nachhilfeeinheit sagt Tzimas nichts. Nur so viel: Wenn ein Kind allerdings mehr Zeit benötige, falls etwas nicht verstanden werde, könne die Nachhilfeeinheit auch mal länger dauern — ohne dies zu berechnen.

Die meisten Institute setzen auf die klassische Methode: per Buch, per Stift, per Papier, gemeinsam an einem Tisch. Doch natürlich hat auch hier das Internet seine Spuren hinterlassen. Studenten bieten ihre Unterstützung via Skype an. Wie das funktioniert und welche Vorteile sie darin sehen, bleibt allerdings ihr Geheimnis. Unter der mobilen Rufnummer, die per Inserat in einem Düsseldorfer Anzeigenblatt angeboten wird, meldet sich niemand — oder ruft zurück.

Allerdings möchte Ingo Lürbke die Methode nicht grundsätzlich in Frage stellen. „Es gibt ja mittlerweile auch Psychologen, die über Skype arbeiten.“ Zudem müsse man auch die Vorteile des Internets sehen. „Was gut funktioniert, sind viele Lehrvideos bei Youtube.“ Auch bei den Hauslehrern finde fünf Prozent des Unterrichts via Skype statt. Allerdings nur „in bestimmten Fällen“, sagt Frank Niessing. Dann, wenn man die Schüler genau kenne. Und obwohl er den „übermäßigen Medienkonsum“ als eine Ursache für heutige Ablenkungen und Unkonzentriertheit von Schülern herausgefunden hat, sieht er keinen Widerspruch in der Nutzung von Skype: „Das ist ja trotzdem ein 1:1-Gespräch.“

30 Euro oder Vertrag? Ein gängiger Tarif heute bei Studenten, Rentnern oder Lehrern, die nach Hause kommen und häufig in Zeitungen inserieren: 30 Euro für anderthalb Stunden. Manche nehmen noch fünf Euro Fahrgeld. Natürlich gibt es aber auch preiswertere Nachhilfe. Beispielsweise die Skyper-Studenten für 6,50 Euro die Stunde. Aber es kann auch deutlich mehr kosten: „Wir sind definitiv die teuersten am Markt“, überrascht Frank Niessing mit einer klaren Aussage. Einen konkreten Preis will er aber nicht nennen, verweist aber auf ein konkurrierendes Unternehmen, das 180 Euro im Monat vertraglich gebunden verlangt. „Wir kosten ungefähr die Hälfte mehr.“