Düsseldorf Nebenjob: Studenten spielen den Nikolaus
Nikoläuse mit Bart und Rute auf Bestellung: Vor allem für Studenten bringt die Adventszeit lukrative Nebenjobs.
Düsseldorf. Ho ho ho — jetzt haben die Nikoläuse wieder Hochsaison und in diesen Tagen ist die Nachfrage nach jenen groß, die sich weiße Bärte umhängen und bereit sind, Kinder zu bespaßen. Christoph Wylezol aus Urdenbach hat drei Nikoläuse unter Vertrag — alle sind nächste Woche ausgebucht. Die Düsseldorfer Arbeitsagentur hat sich vor Jahren aus dem Vermittlungsgeschäft zurückgezogen, wie der Sprecher der Agentur, Peter Wege, erklärt. Wer jetzt kurzfristig einen Nikolaus braucht, kann dennoch fündig werden, denn auch Studenten jobben gern als Nikolaus und noch sind nicht alle Bewerber ausgebucht, wie Max Schmitt von der Studentenvermittlung Jobruf berichtet.
Geschenke verteilen und eine Gage von 50 bis 80 Euro pro Auftritt kassieren, das ist schnell verdientes Geld für viele Studenten. Sie jobben als Nikolaus-Darsteller auf Firmenfeiern, in Krankenhäusern oder werden von Familien engagiert. Strahlende Kinderaugen sind ihnen sicher. Läuft es mal schlecht, flüchten die verschreckten Kleinen und ganz schlimm wird es für Nikoläuse, wenn vorwitzige Kinder kräftig an ihrem Bart ziehen und die ganze Tarnung auffliegt. „Alles schon passiert“, berichtet Max Schmitt. Dennoch werden besonders Studenten im Dezember gern zu alten Männern mit weißen Bärten, und das liege nicht nur am lukrativen Lohn, wie Schmitt erklärt: „Die meisten Studenten haben einfach Spaß daran, Kindern und auch Erwachsenen eine Freude zu bereiten.“
Allerdings könne der Job auch recht schweißtreibend sein: „Die Arbeit darf nicht unterschätzt werden. Wer als Nikolaus überzeugen will, muss Talent haben, eine vertrauenswürdige Ausstrahlung und vor allem gut mit Kindern umgehen können.“ Der Bewerberpool bei Jobruf ist durchmischt, auch einige Studentinnen gehören dazu. „Gebucht werden allerdings meistens Männer.“
Stefano (30) ist einer von ihnen. Er studiert Lehramt für Mathematik und Sport. Schon als 17-Jähriger gab er am 6. Dezember den Nikolaus, damals vor Mitschülern in der Oberstufe. „Ich habe schon immer viel Spaß daran gehabt.“ Ihm geht es nicht darum, den Kleinen die Leviten zu lesen: „Der Nikolaus ist nicht mehr der, der schimpft, auch wenn manche Großeltern diese Vorstellung noch immer im Kopf haben“, sagt er. „Es ist wichtiger, dass man die Kinder erreicht.“ Stefano setzt auf Güte, er sei ein absolut lieber und milder Nikolaus, der Kinder nicht demütigen möchte. Vorab nimmt er stets Kontakt zu den Eltern auf, die ihm Infos geben. Ein bis anderthalb Stunden plant er pro Auftritt ein. „Nach meinen Auftritten muss ich oft über die Kinder lächeln. Sie sind so herzerfrischend ehrlich“, erzählt Stefano. „Im letzten Jahr sagte ein Junge, als er mich erblickte, ganz spontan: Du bist aber klein, ich dachte, du wärst viel größer!“
Alex (28) studiert Medizin und tritt im vierten Jahr mit Bart und Mütze auf: „Das ist harte Arbeit, wenn ich mehrere Familien hintereinander abklappere und unter Zeitdruck bin, weil ich zwischen den Auftritten noch im Stau stehe“. Ein Nikolaus müsse seinen Job ernst nehmen, sollte ganz gut singen können und empathisch sein: „Die Kinder müssen mir die Rolle abnehmen, das ist nicht immer einfach.“