Ausstellung Die gesamte Menschheitsgeschichte wird in Düsseldorf einen Millimeter klein
Düsseldorf · Kindern und Erwachsenen wird mit dem Evolutionsweg die Weltgeschichte nahe gebracht – und mit Urmel.
Im Ballhaus am Aquazoo wird der Evolution „der rote Teppich“ ausgerollt. Über 4 Milliarden Jahre Erdgeschichte werden in der Ausstellung „Nichts ergibt Sinn – außer im Licht der Evolution“ auf einem 23 Meter langen Pfad, einem Evolutionsweg, maßstabsgetreu nacherzählt. Auf 20 Tafeln, die auf dem recht kurzen Teppich etwas zusammengequetscht wirken, werden die Schritte der Evolution mit verständlichen Texten und Illustrationen erklärt.
Bereits nach einem halben Meter finden sich die ersten Spuren irdischen Lebens. Bis die ersten komplexeren Tiere entstehen, müssen die Besucher fast den gesamten Weg durchschreiten. Die sonst so weit entfernt wirkenden Dinosaurier sind hier auf einmal ganz nahe Verwandte, der Homo Sapiens entsteht erst auf dem letzten Millimeter.
Seit der Eröffnung am Freitag ist der Weg in der sogenannten „Evolutionswoche“ täglich von 12 Uhr bis 16 Uhr frei begehbar. 16 Düsseldorfer Schulklassen meldeten sich bereits im Voraus an, aber auch Erwachsene sollen angesprochen werden. Ausgerichtet wird die Ausstellung vom Düsseldorfer Aufklärungsdienst e.V. in Zusammenarbeit mit dem Aquazoo und dem Neanderthalmuseum. Zusammengeführt wurden die Institutionen von Ricarda Hinz, die selbst überrascht war, wie offen die Beteiligten waren: „Das Neanderthalmuseum war dankbar für das Projekt. Sie haben erzählt, wie bei Schülergruppen selbst Biologielehrer manchmal die Evolution nicht verstehen.“
Vorträge von hochrangigen Wissenschaftlern und Künstlern
Begleitet wird die Ausstellung von täglichen Vorträgen und Workshops, letztere für Schüler. Zur Eröffnung las Comiczeichner Ralf König aus seinem neuen Buch „Stehaufmännchen“, in dem er versucht, die frühe Menschheitsgeschichte wissenschaftlich korrekt aber auch unterhaltsam zu erzählen. Am nächsten Samstag trägt Archäoligin Bärbel Auffermann die Geschichte der menschlichen Migration vor, die die Menschheit von Beginn an begleitet und geprägt hat, bevor Martiner Preiner und Franziska Konitzer vom Podcast „Und oder zum Quadrat“ in einer lockeren Diskussion der Frage nach gehen, ob die Entstehung vom Leben auf der Erde Zufall oder Notwendigkeit war.
Bei den Gästen kommen die Ausstellung und die Evolutionswoche gut an. „In der Wissenschaft geht es oft um unfassbare Dimensionen, sowohl große, als auch kleine. Da ist jeder Ansatz löblich, diese Dimensionen verständlich zu machen“, erklärt der 42-jährige Jens Grabarske. Er befürchtet lediglich, dass hier die Menschen angesprochen werden, die sich ohnehin mit dem Thema auskennen, und andere gar nicht erreicht werden.
Unterstützt wird die Aktion auch von prominenten Gesichtern. Buchautor Max Kruse hat dem Verein erlaubt, sein „Urmel aus dem Eis“ als Maskottchen zu benutzen. Das Urmel begrüßt die Besucher zur Ausstellung, gebaut wurde es von Jacques Tilly, Ehemann der federführenden Ricarda Hinz. Ihm ist es ein besonderes Anliegen, dass Kinder schon früh mit wissenschaftlicher Arbeit in Berührung kommen: „Evolution wird erst in der Oberstufe beigebracht. Wir müssen schon den Kindern das Rüstzeug an die Hand geben, zu erkennen, was belegbares Wissen ist.“
Den Veranstaltern gehe es deswegen gar nicht nur um die Evolution oder um Biologie. Das Vermitteln von wissenschaftlicher Methodik habe auch eine gesellschaftliche Komponente. Wenn eine Gesellschaft in der Lage ist, evidenzbasiert zu argumentieren, würden Debatten nicht mehr nur emotionsgetrieben geführt werden und ergäben bessere Ergebnisse. Nach dem Ende der Evolutionswoche wird deswegen auch nach einem Spazierpfad in Düsseldorf gesucht, um den Evolutionsweg mit einem Kilometer Länge neu aufzubauen um, ganz niedrigschwellig, ein Gefühl für die Erdgeschichte zu vermitteln. Wann das passiert, kann bei den Veranstaltern aber noch niemand verbindlich sagen.