Offensive gegen Temposünder

Die Polizei will Fußgänger und Radler schützen: mit mehr Kontrollen an wechselnden Orten.

Düsseldorf. Dienstagmorgen auf der Rheinkniebrücke: Ein Autofahrer stirbt bei einem Unfall in seinem BMW-Coupé — inzwischen ist klar: Der 73-Jährige war deutlich zu schnell unterwegs. Mittwoch nun hat die Polizei eine neue Offensive gegen Temposünder am Steuer vorgestellt, der Grund vor allem: Wer zu schnell fährt, gefährdet auch Fußgänger und Radfahrer, die Zahl der Verletzten ist landesweit in den vergangenen Jahren wieder gestiegen.

Die Polizei wird deshalb verstärkt an wechselnden Orten kontrollieren, um den Druck auf Autofahrer zu erhöhen. Die Vorlage liefert ein Erlass des Innenministeriums, sagte Polizeisprecher Markus Niesczery. „Wir sind nicht mehr auf Unfallschwerpunkte oder Orte wie Kitas und Schulen beschränkt, sondern können zum Beispiel nach Bürgerhinweisen an bestimmten Stellen kontrollieren.“

Die Verkehrsmoral in Sachen Geschwindigkeit schätzt die Polizei generell gering ein: „Meine Frau hält sich an die Tempolimits und sagt, sie wird ständig von hinten genötigt“, sagt Martin Vonstein, Chef der Verkehrsdirektion. Das stehe aber im Kontrast zu den möglichen krassen Folgen von überhöhter Geschwindigkeit, die offenbar vielen Autofahrern nicht bewusst seien.

Bei einer Geschwindigkeit von 65 km/h sterben statistisch gesehen acht von zehn Fußgängern, die von einem Auto angefahren werden — bei 50 km/h dagegen überleben acht. Bei Tempo 30 lassen sich wiederum viele Zusammenstöße vermeiden, weil der Bremsweg ein anderer ist. „Uns geht es nicht primär um Raser, sondern auch um die andern, die sich nicht ans erlaubte Tempo halten“, so Vonstein.

Die Aktionen werden mit Aufklärung verbunden. Uneinsichtigen Autofahrern führt die Polizei Schockvideos vor, die Unfälle mit Fußgängern darstellen. Mit einer ersten Aktion an einem Zebrastreifen an der Universität gab die Polizei am Mittwoch den Startschuss. Hier gilt Tempo 30 und schon nach 20 Minuten waren die ersten fünf Temposünder aufgefallen. Danach stellte die Polizei eins ihrer blau-silbernen Autos neben den Zebrastreifen und von da an nahm die Zahl der Überschreitungen deutlich ab.

Die Aktion war Teil der Botschaft, welche die Polizei aussenden will. Wer einen Streifenwagen sieht, soll sich künftig gewarnt fühlen: Hier könnte eine unangekündigte Kontrolle im Gang sein. Drei Messstationen werden künftig auf der Seite der Düsseldorfer Polizei im Internet veröffentlicht. Darüber hinaus werde es aber auch unangekündigte Kontrollen geben. Vonstein: „Das soll keine Einladung an Raser sein.“