Polizei: „Ein Lob an Düsseldorfs Jecken“

Altweiber blieb friedlich, Scherben gab es kaum — dafür viele Wildpinkler.

Düsseldorf. Die Altstadt am Tag nach Altweiber: Straßen und Bürgersteige sind schon wieder müllfrei, optisch erinnert auf den Wegen fast nichts mehr an das wilde Treiben. Geblieben sind verschmutzte Hauswände. Vor allem in wenig belebten Nebenstraßen wurde mancher Jeck zum Wildpinkler.

In den engen Gassen rund um St. Lambertus riecht es noch einen Tag später nach Urin. In diesem Jahr war es — bedingt durch das gute Wetter — besonders schlimm: „Was am Donnerstag los war, war einfach nur noch grausam und eklig“, sagt Uschi Hüsch, Pfarramtssekretärin der St. Lambertus-Gemeinde. Schon um elf standen die ersten Männer Schulter an Schulter an der Kirche, um sich zu erleichtern. „Es wurde gegen die Tür der Sakristei uriniert, die Leute haben überhaupt keine Scham mehr“, klagt Hüsch.

Dabei haben die Jecken eigentlich genug Möglichkeiten, ihr Geschäft auf „legalem“ Weg zu verrichten. Sieben mobile Toilettenwagen — zwei mehr als im Vorjahr — hatte das Ordnungsamt in der Altstadt aufgestellt. „Es ist leider so, dass mit dem Alkohol die Hemmschwelle sinkt“, sagt Michael Zimmermann, Leiter des Ordnungsamts. Insgesamt 148 Wildpinkler erwischte der Ordnungsdienst, sie wurden mit einem Bußgeld von je 35 Euro bestraft.

Während dies alles für Ärger sorgte, blieb der sonst obligatorische Scherbenteppich wie berichtet aus. Die Bilanz der Feuerwehr: null Schnittwunden in der Glasverbotszone — vor zwei Jahren waren es an den tollen Tagen bei ähnlich gutem Wetter 166. Dafür mussten mehr Menschen wegen übermäßigen Alkoholkonsums behandelt werden: 257 statt im Vorjahr 222 — davon 27 Minderjährige (2010: 21). Das erste Alkoholopfer, das um 10.13 Uhr ins Krankenhaus musste, war eine 15-Jährige.

Doch trotz der höheren Besucherzahl hatte die Polizei weniger zu tun als im vergangenen Jahr. „Ein Lob an die Düsseldorfer Jecken“, sagt Einsatzleiter Detlev Weiß. Gab es 2010 33 Fälle von Körperverletzung, waren es jetzt 30, die Zahl der Prügeleien sank von 16 auf zwölf. „Größere Schlägereien gab es gar nicht“, sagt Weiß.

23 Randalierer fielen auf (2010: 26) — alle waren junge Männer, alle alkoholisiert. „Die Alkoholtests ergaben bis zu 2,72 Promille“, sagt Weiß.

Immerhin Flaschenwürfe, die es in den Vorjahren immer wieder gab, blieben aus. Nach dem Wissen der Polizei wurden zudem keine K.O.-Tropfen eingesetzt — es hatte zuvor eine Aufklärungskampagne von Stadt, Polizei und Beratungsstellen gegeben.