Rathaus: Aufstand im Beschwerde-Ausschuss

Fachleute aus Ämtern nehmen nicht mehr teil, alle Fraktionen sind verärgert.

Düsseldorf. Im Anregungs- und Beschwerdeausschuss begehren normalerweise Bürger auf, die sich über Missstände ärgern und sie hier direkt loswerden können. Gestern aber liefen die Mitglieder des Ausschusses selbst Sturm. Denn gleich zu Beginn verlas die Schriftführerin lapidar eine Erklärung: Ab sofort kämen keine Vertreter der Fachämter mehr in den Ausschuss.

Alle Eingaben würden schriftlich beantwortet, eventuelle Nachfragen dann entweder von den Schriftführern geklärt oder, in sachlich komplizierteren Fällen, erst in der nächsten Sitzung. Schriftlich. Fraktionsübergreifend empörte sich die Politik. Von einem „Skandal“ sprach Günter Karen-Jungen (Grüne) und fragte, wer diese „bürgerfeindliche Anordnung gegeben hat“. Sein Kommentar: „So etwas hätte es unter OB Erwin nicht gegeben.“ FDP-Bürgermeisterin Strack-Zimermann wetterte: „So ignorant kann man nicht sein, die Verwaltung hat da schlicht die Pflicht zur Anwesenheit.“

Auch die CDU protestierte. Franz-Dieter Simons, der Vorsitzende des Ausschusses, sagte: „Wir nehmen das zur Kenntnis, aber nicht hin. Darüber wird mit der Verwaltung zu sprechen sein.“

Auf Nachfrage begründete ein Sprecher der Verwaltung nur kurz: Die Fachämtler hätten sich ohnehin stark an den schriftlichen Antworten orientiert, diese auch vorzulesen, sei „unnötiger Zeitaufwand“.

Wie nötig Expertise indes sein kann, zeigte sogleich der Fall einer Spaziergängerin, die sich über schießende Jäger im Himmelgeister Rheinbogen beschwerte. Heraus kam: Rechtlich ist die Jagd auf dem Privatgelände in Ordnung. Doch als es Nachfragen zur Sicherheit von Fußgängern gab, da verhedderte sich die arme Schriftführerin. Ihr Satz: „Es kommt drauf an, in welche Richtung geschossen wird“, löste schallendes Gelächter aus. Beim nächsten Mal soll das jemand mit Ahnung genauer erklären...