Rather Modell: „80 Prozent schaffen den Wiedereinstieg“
100 Schüler kämpfen derzeit um ihre letzte Chance, einen Abschluss zu schaffen.
Düsseldorf. Marcel hat es geschafft: Der 18-Jährige Benrather hat den Weg zurück in die Schule gefunden — dank des Rather Modells. In diesem Projekt der Stadt Düsseldorf gemeinsam mit freien Trägern der Jugendhilfe gelingt es vielen Schulverweigerern, sich neu Wissen anzueignen und auf soziales Lernen einzulassen.
An insgesamt vier Standorten im Stadtgebiet gibt es Platz für insgesamt 100 Jungen und Mädchen, die keine Regelschule besuchen wollen. Der jüngste Standort in Reisholz feierte gestern sein zehnjähriges Bestehen.
25 Jugendliche werden dort auf zwei Etagen mit insgesamt 300 Quadratmetern gefördert. Deutsch, Englisch, Mathe — auch Marcel und seine Freunde lernen hier. Doch in ganz anderer Atmosphäre: „Es gibt keine Hausaufgaben und es geht hier ganz locker zu. Wir kochen zusammen und verstehen uns gut“, gibt der etwas schüchterne junge Mann Auskunft. Mobbing war der Grund, dass der 18-Jährige vor zwei Jahren nicht mehr zurück an seine Schule wollte.
Ein halbes Jahr blieb er zu Hause, dann kam er nach Reisholz. Nach den Sommerferien wird er zum Berufskolleg wechseln. Sein Ziel ist, eine Ausbildung als Elektroniker zu bekommen. „Ich weiß, dass dort ein anderer Wind weht als hier, aber ich bin gewappnet“, ist er überzeugt.
Rund 300 Schulverweigerer gibt es in Düsseldorf — dabei sind es meist keine Faulenzer. Versagensängste, Familienkrisen und Mobbing sind die Gründe fürs Schuleschwänzen — oft über viele Jahre hinweg. Peter Zerfaß, Vorsitzender des Rather Modells, kann mit einer guten Bilanz aufwarten: „80 Prozent der Jugendlichen, die zu uns kommen, bleiben und schaffen den Wiedereinstieg. Und die meisten machen auch hier ihren Hauptschulabschluss.“
Im Rather Modell Süd in Reisholz arbeiten eine Hauptschullehrerin, eine Sonderschulpädagogin, ein Sozialarbeiter und ein Künstler. Sie setzen alles daran, damit die jungen Leute ihre letzte Chance nutzen, einen Schulabschluss zu schaffen.