Rheinisches Derby: Der FC ist kein gern gesehener Gast
Erinnerungen an viele Schlachten zwischen Fortuna und den Kölnern. Auch wenn die Bilanz nicht sehr schön ausfällt.
Düsseldorf. In einer Hinsicht ragt das Rhein-Derby am Sonntag in der langen Schlachtenliste zwischen Fortuna und dem 1. FC Köln auf jeden Fall heraus: Noch nie wurde vorher so viel Wind gemacht. Dabei ist es diesmal nur 2. Liga, und die bleibt im Vergleich zu den 44. Erstligaduellen, ganz zu schweigen von den zwei DFB-Pokalendspielen in Gelsenkirchen (1978, 80) eben nur zweite Wahl. Sei’s drum, bedrückender ist für den altgedienten Fortuna-Fan, dass der FC alles andere als ein Lieblingsgegner ist. Die Statistiker (siehe Kasten) ziehen da ganz ungerührt Bilanz: Nur zehn Siege gab es, aber 23 Niederlagen.
Die subjektive Erinnerung des Autors fällt insbesondere bei den Heimspielen noch deprimierender aus. Obwohl seit über 40 Jahren im Stadion dabei, habe ich nur einen einzigen Heimsieg gegen Köln live erlebt — und den auch nur in der 2. Liga: das 2:1 im Rheinstadion an einem Freitagabend im April 1999 mit dem Doppeltorschützen Marek Lesniak und Trainer Peter Neururer vor gerade mal 18 000 Zuschauern.
Die (nur) fünf übrigen Triumphe im Rheinstadion fanden ohne mich statt. Drei in der starken Lucas-Geye-Herzog-Ära (1972, 73, 75). Besonders schmerzlich das Fehlen beim 5:1-Saisonauftakt 1977 wegen Urlaubs auf Spiekeroog. Unter Dietrich Weise wirbelte vor allem Fleming Lund die Kölner durcheinander. Wieder in den Sommerferien dann der bereits letzte Erste-Liga-Heimsieg im August 1983: 2:0, Doppelpack Rudi Bommer.
Ansonsten gab es richtig viel Senge für die Fortunen. Vor allem die Erinnerung an mehrere Abschüsse ausgerechnet durch Klaus Allofs, der 1981 zum FC desertierte, will nicht vergehen. Gipfel der Schmach war das 0:4 im Oktober 1986, als Klaus dreimal traf und Bruder Thomas auch noch hinlangte. Kaum weniger bitter die 3:6-Packung im Februarregen 1980, bei der Okudera (2), Littbarski, Cullmann, Dieter Müller und Neumann trafen. Und 1982 das 2:6, das den Geburtstag versaute, obwohl Atli Edvaldsson und Rüdiger Wenzel F 95 zweimal in Führung schossen, doch dann u.a. wieder Klaus Allofs, Fischer und Littbarski zurückschlugen.
Ein paar spannende Unentschieden sind mir noch präsent, etwa im Mai 1982 das 1:1 im Abstiegskampf mit Trainer Jörg Berger (Ausgleich: Ralf Dusend) oder die beiden 1:1-Spiele unter Aleks Ristic (Mai 1990, Tor: Carlo Werner; August 1995, Frank Mill). Und dann waren da halt die herrlichen drei (von vier) miterlebten Auswärtssiege im Müngersdorfer Stadion: 2:1 im Juni 1981 mit Heinz Höher, das den Klassenerhalt brachte (damals trafen die Allofs-Brüder noch auf der richtigen Seite); das 3:1 unter Dieter Brei 1986 (Tore: Andreas Keim, Holger Fach, Günther Thiele) und das 3:1 unter Ristic 1989 (zweimal Richie Walz, Uwe Fuchs).
Jenseits der Resultate sind vor allem die Zuschauerzahlen interessant: Keine einzige Bundesligapartie der beiden Rivalen war ausverkauft. Ja, oft war die Kulisse geradezu mickrig — im Rheinstadion wie in Müngersdorf. Den absoluten Tiefpunkt markieren die 7200 (!) Besucher in ³Düsseldorf beim 1:3 im November 1985.
Das lag zum einen daran, dass der Fußball an sich bis in den 90er-Jahre noch nicht ein dermaßen dominierendes Massenphänomen wie heute war. Hinzu kam freilich, dass der FC in Düsseldorf zwar stets verhasst war, mehr Publikum aber zogen immer Gladbach, Bayern und auch Schalke an. Aus Kölner Sicht ist es ähnlich — deren wichtigstes Derby geht gegen Gladbach und seit 1979 auch gegen Bayer Leverkusen.