Schon in der Kita ein Programmier-Profi

In der Kita „Seepferdchen“ lernen die Kleinen, wie Algorithmen funktionieren. Statt mit Schere und Papier wird hier mit LEDs und Motoren gespielt.

Foto: J. Michaelis

Das dicke Monster steht in einem saftig-grünen Wald. Es hat Hunger auf Erdbeeren. Um die zu finden, muss es ein paar Schritte gehen. Aber das macht es nur auf Aufforderung. Lara ruft: „Wir müssen auf die Pflanze drücken.“ Vor ihr liegen ein paar bunte Steckmodule. Sie steckt — wie es auf dem Bildschirm, auf dem das Monster so im Wald steht, angezeigt wird — zwei zusammen und drückt einen Knopf. Das Monster geht los. Und mampft.

Lara geht mit noch 39 anderen Kindern in ihrem Alter in die Kita Seepferdchen. Dort lernt die Fünfjährige spielerisch, wie Computerprogramme aufgebaut sind. Denn auch dort geht es im Grunde nur darum, die richtigen Befehle oder Algorithmen aneinander zu reihen — so fasst es jedenfalls Julia Kleeberger vom gemeinnützigen Unternehmen „Junge Tüftler“ zusammen. Das begleitet die Erzieherinnen in der Kita bei den Programmier-Projekten.

„Es geht ums Kommunizieren, um das Arbeiten im Team und um eine logische Denkweise“, sagt Kleeberger. Ein Beispiel dafür liegt daneben auf dem Tisch. Auf einer Matte sind Kästchen eingezeichnet, in denen verschiedene Formen in verschiedenen Farben gemalt sind. Darauf stellt Kleeberger eine Roboter-Biene, ein kleines, fahrendes Bienen-Gerät. Obendrauf sind Knöpfe — vorwärts, rechts, links, rückwärts und einer zum Starten.

Die Biene kommt auf das Kästchen mit einem gelben Dreieck — was müssen die Kinder nun drücken, damit sie bei dem Kästchen mit dem roten Kreis ankommt? Die Gruppe überlegt zusammen. Zwischen gelbem Dreieck und rotem Kreis liegen fünf Kästchen. Diagonal kann die Biene aber nicht fahren. Also zwei Mal geradeaus, einmal links, geradeaus und rechts? Die Kinder geben den „Code“ ein und drücken Start. Fast geschafft. „Oft klappt sowas eben nicht auf Anhieb“, sagt Kleeberger. Aber darum gehe es auch: aus Fehlern lernen.

Man wolle die Spiele aber in den normalen Kita-Alltag einbinden. Wo sonst vielleicht nur mit den Standard-Materialien wie Schere, Stift und Papier gearbeitet wurde, kommen jetzt LED und kleine Motoren dazu. Alles blinkt und brummt und bewegt sich — und wie, das wird auch gleich mit erklärt.

Sahra Ayoob ist Kinderpflegerin in der neuen Kita. Für sie ist Programmieren und Coding noch Neuland. „Da muss ich mich auch erst einmal reindenken“, sagt sie. Sie sieht aber, wie viel Freude die Kinder an den neuen Spielen haben. „Dinge, die sich bewegen, Töne machen oder blinken, sind in diesem Alter immer erstmal interessant“, sagt sie. Das sei auch bei anderen Gegenständen so. Die Spiele — bei denen die Kinder nun auch etwas lernen — machten sie alle neugierig.

Diese Neugierde ist auch das erklärte Ziel der Coding-Übungen. Vodafone Deutschland-Geschäftsführer Hannes Ametsreiter sieht darin eine Vorbereitung auf die Zukunft. Denn die wird — da ist er sicher — noch digitaler. „Es geht darum, eine Basis und ein Verständnis für Software zu schaffen. Und darum, die Scheu vor dem Programmieren zu nehmen“, sagt er. Nicht jedes dieser Kinder werde später mal ein erfolgreicher Software-Entwickler. Aber jedes entwickle vielleicht ein Grundverständnis dafür. „Man kann damit nicht früh genug beginnen“, sagt Ametsreiter.