Grand Départ So ist die Tour bei den Düsseldorfern angekommen
Düsseldorf. Die Fahrer schwärmen von Düsseldorf, als sie am Sonntag am Burgplatz kurz vor dem Start der Neutralisation vorgestellt werden. Natürlich schwärmen sie, gehört zum Geschäft.
Wenn jedoch zwei Düsseldorferinnen, die mit Radrennsport nie etwas am Hut hatten, mit der Tour de France eine neue Begeisterung für ihre Stadt bei sich entdecken, dann hat das durchaus etwas zu bedeuten. Lola Schrooten und Johanna Matzke waren am Samstag auf der Kö — und sind seither fasziniert. Deswegen stehen sie am Sonntag an der Kaiserstraße und erwarten die Fahrer zum fliegenden Start. „Es ist irre, wie sehr sich die Fahrer konzentrieren, trotz der vielen Geräusche um sie herum. Sie lassen sich durch nichts ablenken“, sagt Lola Schrooten. „Das hat uns gestern so begeistert, dass wir heute wieder dabei sein wollten.“ Ein dickes Lob gibt es für Düsseldorf. „Hier geht inzwischen fast jedes Wochenende etwas ab. Das ist toll.“
Am Burgplatz finden sich erste Zuschauer am Sonntag schon um 9 Uhr ein - zwei Stunden vor offiziellem Programmstart. Um kurz nach elf Uhr ist es rappelvoll und der 41 Jahre alte Andres Ocampo hat alle Mühe, seine Fotos zu machen. Er hat sich vorgenommen, jeden Fahrer abzulichten, der auf die Bühne kommt. Ocampo ist mit seiner Familie aus den USA nach Düsseldorf gereist, um den Tourstart mitzuerleben. Er hat Verwandte in der Stadt. Ocampo ist Rennradsportler, aber nur privat. „In Düsseldorf sehe ich viele Radfahrer und Fußgänger, das gefällt mir. Ich komme aus Florida, da gibt es nur Autofahrer.“
Derweil sind Scott, Stephanie und Sophia Barnacle auf der Suche nach dem perfekten Platz. An der Startstrecke drängen sich die Menschen, eine gute Sicht ist um kurz vor 12 Uhr nicht mehr drin. Scott Barnacle ist Rennradsportler, wegen des Grand Départs ist er von Minnesota an den Rhein gekommen. Hindernisse sind da keine große Sache für ihn. Kurzerhand klettert er das mobile Klo am Burgplatz hinauf, die beiden Glascontainer sind von anderen Schaulustigen besetzt. Die Ordnungskräfte nehmen es gelassen.
Kurz und heftig braust der Jubel auf, als die Fahrer um punkt 12.03 Uhr loslegen. Kaum sind sie vorbeigerauscht, bewegen sich die Massen in einer Art Völkerwanderung in Richtung des nächsten Hotspots an der Kaiserstraße zum fliegenden Start. Dort ist es nicht ganz voll wie am Burgplatz. Wer in einem der großen Altbauten entlang der Kaiserstraße wohnt, darf sich über einen Logenplatz freuen.
Kurz nach halb eins wird es auch hier schlagartig leer und deutlich stiller, nachdem die Fahrer vorbeigesaust sind. „Mist“, entfährt es Julius Mutig. Mit seinen Söhnen Oliver und Christopher und Enkel Noah gibt er alles, um es rechtzeitig vom Burgplatz bis zur Kaiserstraße zu schaffen. Gut 20 Minuten hat er Zeit. Aber dann kommt ihm ein natürliches Bedürfnis in die Quere, da war nichts zu machen. Er sieht noch, wie die Helme der Fahrer an ihm vorüberziehen. Das war’s. Mutig ist jedoch froh, dass Noah alles gesehen hat. Der Zwölfjährige hat jedes Vorrecht, er ist seit drei Jahren im Rennradsportverein und will Profi werden. Die Tour in Düsseldorf zu besuchen, ist für ihn Pflichtprogramm.