St. Martin: Stabwechsel nach 30 Jahren
Den letzten Ritt hat Josef Ilbertz hinter sich, am Sonntag nimmt ein anderer seinen Platz ein.
Düsseldorf. Josef Ilbertz kennen viele unter einem anderen Namen — und zwar als Bischof St. Martin.
Denn diesen verkörpert er seit genau 30 Jahren beim traditionellen Martinszug durch die Düsseldorfer Altstadt. Eine Tradition, die am Sonntag erneuert wird, denn dann sitzt ein anderer auf dem Schimmel: J
ens Szczygielski übernimmt die Rolle des Bischofs und tauscht so, wie auch damals Ilbertz, den Heroldstatus gegen Mitra, Stab und Bischofsring. Nach all den Jahren macht der 62-jährige Josef Ilbertz jetzt Schluss — zumindest mit dem Rampenlicht, hinter den Kulissen geht es für ihn weiter.
Schon im Kindesalter stand der Martinszug für Ilbertz jährlich auf dem Programm, selbstverständlich mit selbstgebastelter Laterne. Mit Mitte 20 engagierte er sich dann in der Vereinigung der Freunde des Martinsfestes Düsseldorf und opfert dafür bis heute gerne einen großen Teil seiner Freizeit.
Vor 30 Jahren dann das Angebot seines Lebens: „Da ich christlich erzogen wurde und immer schon ein leidenschaftlicher Reiter war, habe ich mit der Rolle des St. Martins meine Berufung gefunden.“
Rein ehrenamtlich organisiert stemmen die etwa 40 Mitarbeiter jedes Jahr von Neuem das Martinsfest. Rund ein halbes Jahr lang dauern die Vorbereitungen und als 2. Vorsitzender steckt Ilbertz mittendrin.
Angefangen hat es für ihn mit der Organisation und Zusammenstellung der Pferde und Reiter für den Umzug. Mittlerweile gehören aber auch viele andere Dinge zu seinen Aufgaben: Musikkapellen müssen bestellt, Sicherheitsvorkehrungen getroffen und eingehalten werden.
Es gilt zudem die alljährliche Laternenausstellung zu organisieren und die schönsten Laternen zu prämieren. Außerdem wollen über 400 Martinstüten mit allerlei Leckereien gefüllt und ans Altenheim Theresienhospital und an die geschlossene Abteilung der Rheinischen Landeskliniken Grafenberg verteilt werden.
Der Gedanke des Teilens ist es, was das Fest für Ilbertz bis heute ausmacht. Aber: „Ich finde es schade, dass der Martinstag heutzutage nicht mehr viel Aufmerksamkeit bekommt. Feste wie Halloween werden dagegen von allen gefeiert, obwohl das mit unserem Brauchtum viel weniger zu tun hat.“
Was St. Martin dennoch für viele bedeutet, hat Ilbertz Jahr für Jahr selbst erfahren. „Sobald ich in die Rolle des St. Martins schlüpfe, bitten mich Menschen plötzlich darum, Krankheiten zu heilen oder sie erzählen mir ihre Lebensgeschichte.“
Und genau dieser Austausch, vor allem mit den Kindern, ist das, was Ilbertz St. Martin auch bedeutet hat. Er wird ihn vermissen.