Stau-Frust auf der Kreuzung
Autofahrer verstärken oft Staus, indem sie Kreuzungen zustellen — geahndet wird das praktisch nicht.
Düsseldorf. Eigentlich ist die Sache einfach, jeder lernt sie in der Fahrschule: Wenn sich auf einer Kreuzung der Verkehr staut, muss man als Autofahrer vorher anhalten — auch wenn die Ampel grün zeigt. Das interessiert viele Autofahrer aber nicht, wie man praktisch jeden Tag im Düsseldorfer Berufsverkehr an vielen Stellen beobachten kann. Dadurch werden Staus verstärkt. Nun stellt sich heraus: Systematische Kontrollen solcher Kreuzungsblockierer gibt es nicht mehr.
Grundsätzlich muss jemand 20 Euro zahlen, der sich bei diesem Verhalten erwischen lässt, das regelt Paragraf 11 der Straßenverkehrsordnung. Denn der Autofahrer, der ins Stauende auf die Kreuzung fährt, muss damit rechnen, dass er noch da steht, wenn die Verkehrsteilnehmer von rechts und links grün bekommen. Die reagieren dann gewöhnlich mit Hupkonzerten und Flüchen. Erst jüngst erwähnte die Polizei das Phänomen, als sie die Unfallstatistik 2014 vorstellte: sich ausbreitende Verhaltensweisen wie Drängeln, Unfallflucht und Kreuzungszustellen werden im Präsidium als Symptome sinkender Verkehrsmoral betrachtet.
Im Verkehrsausschuss wurde nun über das Thema gesprochen, weil die CDU dort eine Anfrage zur Staubilanz der Stadt stellte. In der Antwort kam auch eine Stellungnahme des Polizeipräsidiums vor. Demnach hat es im Jahr 2013 auf Wunsch der Stadt zwei Schwerpunktaktionen der Polizei gegeben, im Vorjahr dagegen keine mehr.
Die Begründung der Polizei: Wenn sie das Verhalten beobachtet, muss sie nicht nur den Fahrer verwarnen, sondern auch die Personalien des Fahrers aufnehmen, der behindert wurde. Dadurch werde auf der ohnehin verstopften Straße der Verkehr aber noch zusätzlich behindert. „Dieser Effekt wurde bei den Kontrollen deutlich beobachtet“, heißt es in der Stellungnahme.
Zudem zähle Kreuzungszustellen nicht zu den Hauptunfallursachen. Dass damit auch der Sanktionsdruck auf die Autofahrer sinkt, ist der Polizei durchaus bewusst. Eine Sprecherin verweist auf die genannten Nachteile von Kontrollen. Außerdem: „Wir können auch nicht zu jedem Stau einen Kollegen schicken, der den Verkehr regelt.“ Stattdessen müsse man immer wieder an die Vernunft der Autofahrer appellieren. Schließlich komme jeder Kreuzungsblockierer auch mal in die umgekehrte Situation.