Stefan Zimmermann ist der erste Fahrrad-Engel der Stadt

Wenn der Kunde nicht zur Werkstatt kommen kann, kommt die Werkstatt eben zum Kunden – ein bislang einmaliger Service in der Stadt.

Düsseldorf. So etwas hat Ulla Schulz noch nicht erlebt. Mitten auf dem Gehweg breitet ein in Königsblau gekleideter junger Mann sein Werkzeug aus, zieht sich Handschuhe über und hängt ihr Damenrad an einen aufklappbaren Ständer. Eigentlich hatte die Düsseldorferin ihr Gefährt in die Werkstatt geben wollen, seine Lichter sind defekt. Jetzt ist die Werkstatt zu ihr gekommen.

Der Mann in Königsblau ist Stefan Zimmermann, sein Beruf: Fahrrad-Engel. Dass dieser Name an die "gelben Engel" des ADAC erinnert, ist kein Zufall, denn ganz im Stil jener "himmlischen" Pannenhelfer repariert Zimmermann Fahrräder auf Anruf und an Ort und Stelle.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen platten Reifen handelt oder um ein erloschenes Rücklicht. "Schlauchwechsel, Schrauben nachziehen - ich mache fast alles", sagt der 30-Jährige. Selten komme es vor, dass er einen Drahtesel mitnehmen müsse.

"Wenn es wirklich nicht machbar ist, bringe ich das Fahrrad zu bekannten Händlern und versuche, es innerhalb von zwei Tagen zurückzugeben." Bisher sei das zwei Mal der Fall gewesen.

Ulla Schulz ist unterdessen auf den Geschmack gekommen und packt die Gelegenheit beim Schopf. "Eigentlich brauche ich auch noch ein neues Schloss", überlegt sie. Kein Problem für den Fahrrad-Engel, Schlösser verschiedener Preiskategorien liegen im Kofferraum bereit. Außerdem hat er schon die Reifen ihres Drahtesels aufgepumpt und einige Schrauben nachgezogen.

Am Basteln hat er schon als kleiner Junge Spaß gehabt. "Früher habe ich mit meinem Opa an Fahrrädern herumgeschraubt", erinnert sich Zimmermann. Aus diesem Hobby sollte sein Beruf werden.

"Ich habe erst eine Verkaufslehre beim Fahrrad-Händler gemacht, danach eine kaufmännische Lehre bei ’Lucky Bike’." Als Filialleiter seien ihm oft Kunden begegnet, die Interesse an einem schnellen Reifenwechsel oder einer Reinigung bekundet hätten. "Da dachte ich mir: Du bist jung, probiere es einfach mal aus." Seit März fungiert sein Pkw nun als mobile Werkstatt.

Und die Rechnung scheint aufzugehen. Obwohl seine Arbeit ein saisonales Geschäft sei, stoße er auf positive und große Resonanz. Nicht selten sei er bis in die Abendstunden unterwegs.

An eine Gelegenheit erinnert er sich besonders gern. "Ich war in Hilden, um zwei Fahrräder in Ordnung zu bringen", erzählt Zimmermann. "Eins kam zum anderen und am Ende war es 23 Uhr und ich hatte 28 Räder repariert."

Zufrieden ist auch Ulla Schulz, die sich mit ihrem wieder funktionstüchtigen Rad (Gesamtpreis: 44,97 Euro) auf den Heimweg gemacht hat. Zimmermann plant indes schon weiter: Demnächst will er einen Transporter anschaffen und eine Anlaufstelle für Kunden einrichten.