Stockum: Ermäßigung in der Straßenbahn war eine Beitrittsbedingung

Ein paar Bauernhöfe strebten 1909 unter das Dach der Stadt. Heute locken Messe, Arena und Nordpark die Massen an.

Düsseldorf. Als das ländliche Stockum im Februar 1909 von Düsseldorf eingemeindet wurde, dachte wohl niemand, dass sich daraus der am stärksten von Besuchern frequentierte Stadtteil entwickeln würde - waren Messe und Rheinstadion doch noch in weiter Ferne.

Die Ursprünge Stockums reichen zurück bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts, als der Kölner Erzbischof Heribert dort Güter erwirbt. Anfang des 12. Jahrhunderts leistet Stockum eine Brotspende an das Kaiserswerther Stiftskapitel, ausdrücklich erwähnt wird es 1193 in einer Urkunde Heinrichs VI.

Anschließend gehört Stockum teils zum Fronhof Kaiserswerth, teils zum Rittersitz Lohausen. 1499 erhält ein kleiner Teil Stockums die Düsseldorfer Stadtrechte. Fortan bleibt das ländliche Gebiet Bauern und ihren Höfen vorbehalten.

In der napoleonischen Zeit wurden die Dörfer Stockum und Lohausen der Bürgermeisterei Kaiserswerth eingegliedert. Bei der Eingemeindung zu Düsseldorf 1909 sind im Adressbuch lediglich zwei Straßen verzeichnet: Stockumer Höfe und Stockumer Kirchstraße mit insgesamt 31 Hausnummern.

In diesem Jahr dann kam Stockum - im Gegensatz zum 1929 eingemeindeten Lohausen - auf eigenen Wunsch zu Düsseldorf: Man glaubte, von der Großstadt zu profitieren, verlangte freilich die Verlegung von Gas- und Wasserleitungen, wozu sich die Stadt auf der Stockumer Kirchstraße dann auch verpflichtete. Außerdem gab es Ermäßigungen auf der 1899 eingeweihten Straßenbahnlinie der Düsseldorf-Duisburger Rheinbahn.

Zum Wohnquartier wurde Stockum in den 30er-Jahren, als das Blumenviertel entstand. In den 60ern kam das Dichterviertel jenseits der Beckbuschstraße mit seinen luxuriösen Bungalows hinzu. Spätestens seitdem gehört Stockum zu den begehrtesten Vierteln der Stadt, zugleich gibt es jedoch - etwa an Klapheck- und Erich-Klausener-Straße - auch einfache Mietshäuser.

Das Leben spielt seit jeher an der Kreuzung Stockumer Kirch-/Kaiserswerther Straße mit der kleinen Ladenstraße und den wenigen Restaurants. Eines hieß früher "Zum alten Exerzierplatz" und war der gesellschaftliche Treffpunkt schlechthin.

So sehr die Stadt Düsseldorf von der seit 1972 in Stockum beheimateten Messe profitiert hat, so sehr hat jene Messe auch den Charakter des einst ländlichen Stadtteiles verändert: Stück für Stück mussten Ackerflächen, Wiesen und Kleingärten für den wuchernden Hallen-Moloch weichen.

Dass so ziemlich jeder Düsseldorfer schon mal in Stockum war, liegt natürlich an den drei publikumsträchtigen Magneten: Messe, der 1937 angelegte Nordpark (mit Aquazoo) und Rheinstadion/Arena.

Fast allgegenwärtig erscheint die Messe, selbst dem Koloss Rheinstadion samt Sportpark grub sie irgendwann das Wasser ab: erst wich das alte und ungemein beliebte Freibad, dann die Tennisplätze. Mittlerweile scheint der Flächenhunger der Messe zum Glück gestillt.