Düsseldorf Studie: Plastikteilchen belasten den Rhein

Wissenschaftler messen in Düsseldorf besonders hohe Werte. Klärwerke stoßen an Grenzen.

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Düsseldorf. Im Rhein bei Düsseldorf schwimmt jede Menge Plastik in kleinster Form. Wissenschaftler haben dort eine hohe Anzahl an Mikropartikeln gemessen Das sind Teilchen, die bis zu fünf Millimeter im Durchmesser groß sind.

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Das NRW-Umweltministerium hatte beim Landesamt für Umwelt eine Studie in Auftrag gegeben. Unter der Leitung des Lehrstuhls Tierökologie der Universität Bayreuth untersuchen Wissenschaftler Proben verschiedener Gewässer in NRW. Erste Ergebnisse liegen jetzt in einem Zwischenbericht vor.

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In Düsseldorf-Flehe wurde eine Konzentration von rund vier Partikeln pro Kubikmeter Wasser gemessen. In Bad Honnef liegen die Werte noch unter einem Partikel, an der Ruhrmündung bei Duisburg bereits bei über 160, wie die Ergebnisse zeigen. Andere Studien kommen zu vergleichbaren Zahlen.

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Die derzeitige Untersuchung lässt hingegen offen, wie gefährlich die Plastikpartikelchen für die Gesundheit von Mensch und Tier sind. Vom Bundesinstitut für Risikobewertung gebe es wegen fehlender Daten keine Bewertung, heißt es in einem Bericht der Landesregierung. „Die Teilchen sind auch nicht mit der großen Menge an Plastikmüll vergleichbar, der im Meer schwimmt und für den Tod vieler Tiere sorgt“, sagt Frank Seidlitz, Sprecher des Umweltministeriums. „Zu den Auswirkungen in Fließgewässern gibt es noch zu wenig aussagekräftige Forschungsergebnisse.“

Im Rhein finden sich in vielfacher Zahl natürliche Partikel ähnlicher Größe, die von dort lebenden Tieren verschluckt werden. „Was im Vergleich dazu Plastik in so kleiner Form genau bewirkt, muss noch untersucht werden.“ Laut dem Bericht des Ministeriums werden die Teilchen dennoch als Problem gesehen, da sie über Flüsse wie den Rhein in die Meere gelangen, wo sie sich immer weiter anreichern.

Strategien zur Reinigung sind bislang Fehlanzeige: Die Klärwerke können die Konzentration der Teilchen im Fluss nicht verringern, sagt Claus Henning Rolfs, Leiter des Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf. Immerhin sorgen sie dafür, dass sie nicht noch stärker ansteigt. Direkt an der Anlage sind die Messwerte allerdings unwesentlich niedrigen als an anderen Stellen. Immerhin: Im Ablauf wurden noch zwei Partikel pro Kubikmeter gefunden.

„Unsere Filter sind so fein, sie fangen aus dem Abwasser Mikro-Partikel wie die Plastikteilchen heraus“, sagt er. „Das haben unsere Tests gezeigt.“ Allerdings gelingt dies nicht vollständig, wie die Studie aufweist.

Laut Landesamt für Umwelt sollen weitere Untersuchungen in zwei Jahren zeigen, wie aussagekräftig diese Ergebnisse auf Dauer sind. Die Düsseldorfer Anlagen nutzen bereits die neueste Technik, sogenannte Sandfilter, sagt Rolfs. „Es braucht vielmehr Untersuchungen zur Entstehung des Problems.“ Es gebe viele Möglichkeiten, wie sie ins Wasser gelangen können: „Zum Beispiel können sie vom Ufer hineingeschwemmt werden als Reste von vom Sonnenlicht zersetzten Müll.“

Am hilfreichsten sei es, Plastik wo es geht im Vorfeld zu vermeiden. Zu dem Schluss kommt auch Paul Kröfges, Sprecher vom Bund Landesarbeitskreis Wasser. Er schätzt die Problematik ähnlich wie die Wissenschaftler und Politiker ein und begrüßt jede Maßnahme, die die hierzu eingeführt wird. Das Ministerium arbeitet derzeit daran. Die Verwendung von Plastikteilchen in Kosmetik- und Pflegeartikeln sowie in der Industrie soll verboten werden. Da Mikro-Plastik aber auch durch die Zersetzung von größeren Stücken entsteht, geht es den Umweltministern auch darum, andere Produkte aus Plastik zu reduzieren — zum Beispiel den Verbrauch an Tüten zu senken. Seidlitz: „Dann gelangt weniger davon in die Gewässer. In dem Bereich ist noch viel zu tun.“