Düsseldorf Der Schmutz im Rhein ist ein Spiegel der Geschichte

Was in den 60er Jahren Lacke, Öle und Farbreste waren, sind heute Nitrat-Stickstoffe aus der Landwirtschaft und Medikamenten-Reste.

Düsseldorf. Schmutz im Rhein gibt es, seit Menschen am und mit dem Fluss leben. Die Art der Verunreinigungen hat sich immer wieder geändert und spiegelt dabei ein Stück Geschichte wider. Das zeigen die zahlreichen Messwerte des Landesamtes für Umwelt, deren Mitarbeiter seit Jahrzehnten hunderte von Stoffen in dem Fluss untersuchen.

Besonders gravierend war die Verschmutzung in den 50er und 60er Jahren, als die zahlreichen Industrieanlagen entlang des Rheins ihre Abwässer ohne spezielle Reinigung in den Fluss leiteten. Die Chemikalien, Lacke, Öle, Farbreste setzten den Fischen zu. Vor allem die Belastung mit Nickel aus dem Bereich der Schwermetall-Industrie war hoch. Sie ist im Lauf der 80er Jahre immer weiter gesunken. Dies zeigt eine Auswertung des Landesamtes für Umwelt. Vor allem Umweltorganisationen hatten ab den 60ern für Veränderungen gekämpft.

Dann kam die Kehrtwende, Klärwerke entstanden, Reinigungsanlagen wurden Vorschrift, die Techniken wurden immer weiter verbessert. Das zeigt sich bis heute auch am Fischbestand, der sich in Teilen wieder erholt hat.

Die Probleme sind damit aber nicht gelöst. Heute setzen andere Stoffe der Tier- und Pflanzenwelt zu. Während es zu den Auswirkungen von Mikro-Plastik noch wenig Forschung gibt, sorgt beispielsweise die intensivierte Landwirtschaft für eine immer höhere Belastung mit Nitrat-Stickstoff, zeigen weitere Zahlen. Auch Medikamenten-Rückstände erzeugen sichtbare Veränderungen. „Schädlich sind unter anderem Hormone. Männliche Fische können dadurch weiblich werden“, sagt Seidlitz. Die Forschung stehe immer wieder vor neuen Herausforderungen. Lösungen zu finden, sei nicht immer leicht.