Tanzmesse wird so abwechslungsreich wie nie
Vom 29. August bis zum 1. September werden Tänzer und Ensembles von allen fünf Kontinenten erwartet. Auch so manche Überraschung wartet auf die Fans.
Düsseldorf. Die Internationale Tanzmesse NRW — seit vielen Jahren im NRW-Forum beheimatet — wird noch internationaler. Und ist fast schon ein Festival. Tänzer und Ensembles erstmals aus fünf Kontinenten werden ab 29. August (für vier Tage) Düsseldorf in einen farbigen Tanz-Ort verwandeln. 45 Stücke werden zeigen, wie vielfältig und abwechslungsreich die „neue“ Tanzszene ist. Ob in China, Taiwan, Korea oder in Brasilien, Mosambik, den USA oder Europa. Der Vorverkauf für die Shows beginnt Ende Juni.
In der Branche des zeitgenössischen Tanzes hat sich dieses Event zu einer festen Institution entwickelt: Vielen Kompanien und Solisten, die nicht großzügig durch öffentliche Haushalte finanziert werden und eben nicht zu großen Opernhäusern gehören, bietet die Tanzmesse NRW von Anfang an zweierlei: eine Plattform, um ihre neuen Stücke und Tänzer vorzustellen, und einen Kontakthof. Wo sonst können die Athleten aus Seoul, Hongkong oder Mosambik im zwei Jahres-Turnus Agenten, Veranstalter und Vertreter von Kulturinstituten auch anderer Länder treffen? Mit ihnen ins Gespräch kommen, bestenfalls gar direkt in Verhandlungen eintreten und (Vor-)Verträge abschließen?
Das Renommee der Messe, die in den 1990er Jahren als Versuch in der Essener Zeche Zollverein startete und nach großem Zuspruch der Szene später in die Landeshauptstadt wechselte, beweisen die 700 Bewerbungen für das Bühnenprogramm. „Schwierig war es, aus den eingesandten Videos die 45 besten auszuwählen“, so Dieter Jaenicke. Der neue Künstlerische Leiter der Tanzmesse ist stolz auf die wachsende Zahl. Und will mit einigen Veränderungen der Messe ein neues, stärkeres Profil verleihen.
So wird es erstmals ein Gastland geben. 2018 ist es China, wo sich die Szene des zeitgenössischen Tanzes (neben klassischem Ballett und traditioneller Akrobatik à la Pekingoper) in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt hat und, ähnlich wie in der Musik, durch ein nahezu unerschöpfliches Reservoir an Talenten auffällt. Mit Performances aus Hongkong, Macau aber auch aus Taiwan stellt sich China vor. Als herausragend gelten die Tao Dance Company aus Peking und die „Guangdong Modern Dance Company“ aus Guangzhou, die am 29. August das Festival im Tanzhaus NRW eröffnen werden. Nicht zu vergessen das „Cloud Gate-Ensemble“ aus Taiwan und der junge taiwanesische Choreograf Liu Kuan-Hsiang, der als größtes Nachwuchs-Talent nicht nur in seiner Heimat gefeiert wird. Neu auch das „Urban Dance“-Programm für junges Publikum. Rap, Hip Hop, Passinho, Vogue und Stiletto sind Stile, die im Streetdance begannen, häufig in Armenvierteln und Ghettos der Metropolen.
Die Messe bietet (nicht nur) jungen Interessierten neben den Shows auch Workshops und Einführungs-Vorträge. Formationen aus Afrika und Lateinamerika wurden dazu eingeladen und von der Kunststiftung NRW unterstützt.
Jaenicke freut sich für sie: „In diesen Ländern gibt es überhaupt keine Förder-Struktur. Und gerade dort entwickeln sich so viele Talente.“
Außergewöhnlich auch die Teilnahme eines Vertreters aus dem Libanon. „#minaret“ heißt das Stück des Omar Rajeh Maqamat Dance Theatres aus Beirut. Der Titel allein lässt vermuten, dass Tänzer auch in arabischen, autoritär geführten Staaten sich kritisch mit ihrer Kultur auseinandersetzen. Und dabei extrem vorsichtig sein müssen, um nicht den Kultur-Zensor auf den Plan zu rufen.