Tipps fürs Vorstellungsgespräch: Sucht Blickkontakt und lächelt
74 Schüler hatten bei einem Azubi-Casting die Möglichkeit, sich vor ihren künftigen Ausbildern von ihrer besten Seite zu zeigen.
Düsseldorf. Live-Casting am Samstag in der Realschule Florastraße: 74 Jugendliche erscheinen pünktlich um 10 Uhr zum Wettbewerb. Doch dort werden nicht Models, Sänger oder Tänzer gesucht sondern Azubis! Die IKK Nordrhein hatte die Idee zu diesem Azubi-Casting. Anfangs noch skeptisch, merken die jungen Leute schnell, dass sie sich hier nicht zum Affen machen sollen, sondern die Chance bekommen, sich persönlich beim Arbeitgeber ihrer Wahl vorzustellen.
Elf Ausbildungsbetriebe stellen je eine Lehrstelle zur Verfügung: Aus Düsseldorf sind der Glaser Hirnstein, der Elektriker Herrmann und Herrenschneider Radermacher dabei. Zunächst müssen sich die jungen Leute zwischen 16 und 21 Jahren alt, mit Hauptschulabschluss, Mittlerer Reife oder Abi im Gepäck, in Gruppenaufgaben und Rollenspielen der vierköpfigen Jury präsentieren.
Dann folgen ein Mathe-, Deutsch- und Logik-Test und schließlich eine praktische Arbeitsprobe, bei der dekoriert, geschreinert, genäht und gepflastert wird.
Nach der Mittagspause folgt die Königsdisziplin, das Vorstellungsgespräch. "Achtet auf euren Händedruck, sucht Blickkontakt und lächelt, wenn ihr jetzt zum Gespräch geht", gibt Kerstin Dickmeis von der IKK den Teilnehmern letzte Tipps. Am späten Nachmittag gehen schließlich zehn Schulabgänger mit einem unterschriebenen Lehrvertrag nach Hause - Herrenschneider Radermacher lässt drei Aspiranten in den Ferien probearbeiten, bevor er sich entscheidet.
Die Veranstaltung ist ein voller Erfolg, Schüler wie Ausbilder sind begeistert: Eren Sadet (21) hat vor drei Jahren seinen Hauptschulabschluss gemacht: "Ich hatte als Schüler noch nicht begriffen, wie wichtig gute Noten und geringe Fehlzeiten für meine Zukunft sind. Wenn ich mich schriftlich bewerbe, bekomme ich fast nur Absagen.
Hier kann ich mich persönlich präsentieren und zeigen, dass ich mehr drauf habe", sagt er. Auch Jan Göller freut sich, dabei zu sein. "Hier wird man nicht direkt abgelegt, sondern hat eine reelle Chance." Sara Pfannkuchen (21) hat vor zwei Jahren Abi gemacht: "Ich bin ganz nervös, obwohl alle hier nett sind."
Meike Herrmann, Elektromeisterin im väterlichen Betrieb, ist dankbar, dass sie hier die Azubi-Wahl treffen kann, unterstützt durch Psychologen und Wirtschaftsvertreter. "Ich bekomme jedes Jahr bis zu 400 Bewerbungen. Die IKK hat die Vorauswahl getroffen, das ist genial!".
Herrenschneider Heinz-Josef Radermacher hat zehn Mitarbeiter und beklagt, dass seine Bewerber nach der Lehre meist studieren wollen. "Ich suche einen Azubi, der nach der Lehre als Schneider bei mir weiterarbeitet. Hier werde ich fündig ", glaubt er.