Düsseldorf Trauerfeier: Die Generation Henry Storch feiert Abschied
Mehrere hundert Weggefährten von DJ, Club-Betreiber und Musikveranstalter Henry Storch kamen zur Trauerfeier mit ganz viel Soul ins KIT. Auch Andi von den Toten Hosen und Radio-DJ-Legende Klaus Fiehe waren dabei.
Düsseldorf. Neben der Generation X gab es in Düsseldorf immer auch sowas wie die Generation Storch. Sie verbrachte die Nächte an Orten musikalischer Subkultur wie um die Jahrtausendwende herum im Unique-Club und war froh, in diesen Nischen die große, weite Welt der Musik jenseits des Mainstreams entdecken und zelebrieren zu können. Die Musik bekam eine Bedeutung. Und das prägte — Lebenseinstellung und Lebensgefühl.
Am Mittwochabend nahmen mehrere hundert Vertreter dieser Generation Abschied von Henry Storch und irgendwie auch von einem eigenen Lebensabschnitt. Der DJ, Clubbetreiber, Party- und Konzertveranstalter sowie Musiklabel-Chef war Ende Februar wie berichtet mit 49 Jahren gestorben. Zur Trauerfeier im KIT am Mittwochabend nach dessen Beerdigung in Meerbusch gehörte natürlich auch ganz viel tanzbare Soulmusik auf Vinyl, die Storchs Markenzeichen war. Hinter den Plattentellern standen etwa „Chrispop“ Christian Beermann, die Soul Buddies und Thomas Buchem, der bis zuletzt immer wieder mit Storch im Kit auflegte.
Doch die Musik stand dieses Mal im Hintergrund. Storchs Tod hat vor allem das Bedürfnis geweckt, sich auszutauschen. Das zeigte sich nach seinem Tod auf dessen Facebook-Seite, wo unzählige Menschen ihre Trauer zum Ausdruck brachten und kleine Geschichten zu Storch erzählten. Dass sein Tod auch weit über Düsseldorf hinausreicht, zeigte sich etwa an der Tribute-Nacht für Storch in der Bar Tausend in Berlin oder am Besuch im Kit von Ben Addison von der Londoner Band Corduroy.
Aber auch lokale Größen erwiesen Storch die letzte Ehre — zum Beispiel Vom und Andi von den Toten Hosen, letzterer war Stammgast im Unique-Club. Mittendrin die Bandmitglieder von Love Machine, die soeben ihr neues Album auf Unique-Records veröffentlicht haben. Und natürlich kamen zahlreiche DJ-Kollegen und -Gefährten, wie etwa DJ Karlsson (langjähriger Q-Stall-Betreiber), Daniel Fritschi, Philipp Maiburg, Frank D’Arpino und Gogo Dovletoglou.
Najib Ben Belgacem, der mittlerweile als DJ mit Rapper Mos Def tourt, hat viele Konzerte mit Storch organisiert, erst im Unique-Club, zuletzt im Stahlwerk. „Neben seinem Herzblut für Musik hat mich vor allem Henrys menschliche Größe beeindruckt. Er war ein echter Gentleman“, sagt Belgacem, für den Storch in jungen Jahren ein Mentor gewesen sei. Und Gunar Ruschak ergänzt, wie Storch stets neue Talente entdeckte, integrierte und machen ließ. „Er war unglaublich offen und hatte ein großes Herz. Er hat aus dem Bauch heraus sein Ding gemacht.“ Nach Ruschaks ersten Schritten als DJ hatte Storch ihn angesprochen. Von da an legten die beiden unzählige Male im Rheingoldsaal und später im Unique auf.
Dort stand früh auch die heutige lebende Radio-DJ-Legend Klaus Fiehe mit Storch an den Plattentellern. Nach Storchs Tod widmete Fiehe ihm seine gesamte Sendung am späten Sonntagabend auf 1Live. Zuletzt hatte er sogar die Bands auf dem von Storch organisierten Golzheim-Fest angekündigt. Unserer Redaktion sagte er im KIT: „Storch war als DJ omnipräsent, und technisch übrigens viel besser als ich.“ Vor allem lobt Fiehe ihn als „DJ ohne Eitelkeiten“. Den Unique-Club hält er in Stil und Optik sogar für vergleichbar mit einem Jazz-Club in New York.
Ebenso fasziniert ist Fiehe von der Entwicklung von Unique-Records, das in diesem Jahr 30 Jahre alt wird. „Mit einem leicht verschobenen Fokus auf lokale Bands vor zwei, drei Jahren, hatte Storch plötzlich großen Erfolg. Diese Bands wie Love Machine, Suzan Köcher und Blackberries haben alle internationales Potenzial.“ So hofft er, wie viele andere an diesem Abend, dass Storchs Unique weiterleben wird.