Düsseldorf Varieté Crazy Horse: Botschaft der Freiheit in knappen Kostümen

Das Pariser Varieté Crazy Horse geht trotz der Anschläge auf Tour. Für Direktorin Andree Deissenberg eine Herausforderung.

„Forever Crazy“ heißt die Varieté-Show aus Paris — in der Mitte Andree Deissenberg

„Forever Crazy“ heißt die Varieté-Show aus Paris — in der Mitte Andree Deissenberg

Foto: Crazy Horse

Düsseldorf. Die Pariser Varietés sind das Symbol der Lebensfreude in der französischen Metropole. Die sollte das berühmte erotische Kabarett „Crazy Horse“ für fünf Tage ins Capitol nach Düsseldorf bringen. Nach den schrecklichen Terror-Anschlägen mit 130 Toten steht das Gastspiel unter einem anderen Stern. Die WZ sprach mit Andree Deissenberg, der Direktorin des Crazy Horse.

WZ: Frau Deissenberg, haben Sie überlegt, die Show in Düsseldorf abzusagen?

Deissenberg: Wir sind zwei oder drei Tage gar nicht vor die Tür gegangen. Auch das Theater war geschlossen. Aber dann haben wird entschieden: Wir müssen raus. Montags haben wir uns alle getroffen, um zu überlegen, welche Sicherheitsmaßnahmen wir ändern. Dienstags haben wir wieder gespielt, nach einer Gedenkminute und der Marseillaise. Wir haben sehr schnell beschlossen, dass wir trotzdem nach Düsseldorf kommen.

Waren Sie auch persönlich betroffen?

Deissenberg: Eine freischaffende Grafikerin von uns ist unter den Toten. Wir kannten viele von den anderen Opfern persönlich. Charlie war schrecklich, aber die normalen Bürger haben sich immer noch in Sicherheit gefühlt. Das hat sich jetzt völlig verändert.

Mit welchen Gefühlen kommen Sie nun nach Düsseldorf?

Deissenberg: Wir stehen für alles, was die Dschihadisten hassen. Freiheit der Kunst, Lebensfreude, Erotik. Außerdem für ein starkes Frauenbild. Die Mehrzahl unserer Gäste sind Frauen. Es geht darum, dass man sich diese Lebensweise nicht verbieten lässt. Darum fühlen wir uns als Botschafter der Freiheit und gehen mit großem Stolz auf die Tour. Unsere Eltern haben noch für ihre Freiheiten kämpfen müssen. Uns ging es verdammt gut. Aber jetzt müssen wir das Kämpfen wieder lernen.

Was meinen Sie mit dem anderen Frauenbild?

Deissenberg: Das Crazy Horse stand schon immer für kreative Freiheit. Wir erzählen kleine Geschichten, wenn unsere Tänzerinnen in knappen Militär-Uniformen auf die Bühne kommen oder eine erotische Episode von der Börse nacherzählt wird. Unsere Choreographen haben eine besondere Art, die Damen mit Lichteffekten und Kostümen zu inszenieren. Viele haben schon versucht, das zu kopieren. In Shows, aber auch in Musik-Videos. Aber keiner kann das so wie wir. Humor, Stil, Schönheit und Talent sind entscheidende Faktoren.

Das heißt, Sie verwandeln das Capitol in ein Pariser Varieté?

Deissenberg: Nein, wir bringen das Crazy Horse mit. Charakteristisch ist unsere Bühne, die nur zwei mal sechs Meter groß ist. Die kommt aus Paris mit nach Düsseldorf. Auf der relativ kleinen Fläche treten unsere zwölf Tänzerinnen auf. Das schafft die besondere Atmosphäre. In unserem Haus an der Champs Élysées haben wir auch nur 250 Plätze. Wir sind das kleinste Varieté in Paris, aber das feinste.