Düsseldorf Flüchtlinge: Auch Schüler packen mit an
Immer mehr Schulen starten Hilfsangebote für Geflüchtete. Der Wunsch zu helfen kommt dabei oft von den Schülern selbst.
Düsseldorf. Das Thema Flüchtlinge ist momentan in allen Ecken der Stadt präsent. Auch Schüler beschäftigen sich immer mehr damit — sei es weil sie direkt betroffen sind, wenn etwa Menschen in Schulturnhallen untergebracht sind oder Schüler aus anderen Ländern in ihre Klassen aufgenommen werden, oder nur, weil sie sich im Unterricht mit der wachsenden Zuwanderung aus Krisengebieten auseinandersetzen. An vielen Schulen bleibt es nicht bei der reinen Auseinandersetzung mit dem Thema. Immer öfter sehen die Schüler selbst, dass es hier nun Menschen gibt, die Hilfe brauchen, die sie vielleicht sogar selbst anbieten können.
Lore-Lorentz-Berufskolleg: Hier haben die Schüler das Ankommen der Flüchtlinge direkt zu spüren bekommen: Vor den Sommerferien hatten sie noch in der Halle des Uni-Sportparks Unterricht. Nach den Ferien zogen dort 250 Flüchtlinge ein — der Sportunterricht wurde in andere Hallen verlegt. Doch statt über längere Anfahrtswege zu meckern, sahen die Schüler Handlungsbedarf. „Erst wollten wir Sachspenden sammeln“, sagt Frank Buschmann, Sportlehrer. Das sei aber oft schwierig, zum Beispiel weil es dabei strenge Hygienevorschriften gibt.
„Wir haben also direkt nachgefragt, was gebraucht wird“, sagt der Sportlehrer. Vom Teamleiter des DRK, Bora Altun, der in der Unterkunft zuständig ist, sei dann die klare Ansage gekommen: Hygienebedarf — Zahnbürsten, Duschgel, Windeln und so weiter. Die Schüler hätten sich dann gleich in ihrem direkten Umfeld ans Sammeln von Geldspenden gemacht.
Jede Woche seien da bis zu 800 Euro zusammen gekommen. „Jeden Freitagmorgen habe ich Herrn Altun gefragt, was genau gebraucht wird. Dann sind wir einkaufen gegangen und haben die Sachen hingebracht“, sagt Buschmann. Über 18 Wochen haben jeden Freitag zwei Klassen die Unterkunft versorgt. Auch für das DRK sei ein verlässlicher und dauerhafter Partner wichtig gewesen, weiß Buschmann.
Luisengymnasium: Im Rahmen einer Projektwoche konnten die Schüler hier etwas beitragen. Für die Kreissparkasse Düsseldorf übersetzten sie einen Flyer in vier Sprachen. Auf diesem wird erklärt, wie man zum Beispiel einen Geldautomaten benutzt. Verwendet man nämlich eine deutsche EC-Karte, wird das Auswahlmenü nur auf Deutsch angezeigt.
Die Flyer erklären auf Englisch, Französisch, Serbisch und Arabisch, wie man den Automaten bedient. Die Schüler, die daran mitgearbeitet haben, sind zum Teil Muttersprachler, andere haben einfach großes Interesse oder gute Fähigkeiten in Fremdsprachen.
Linus Meiser zum Beispiel hat ein Auslandsjahr in Amerika gemacht. „Ich bin froh, dass ich hier etwas beitragen konnte, das den Menschen direkt nützt“, sagt der 17-Jährige. Die Flyer werden jetzt in den Filialen der Kreissparkasse Düsseldorf ausgelegt und an Asylbewerber verteilt, die ein Konto eröffnen.
Carl-Sonnenschein-Schule: In Düsseltal wurden auch die Jüngeren aktiv: „Ich war erstaunt, wie interessiert die Schüler sind“, sagt Schulleiterin Birgit Nösser. Jede Woche gebe es ein Schülerparlament, bei dem von jeder Klasse zwei der Erst- bis Viertklässler die Anliegen ihrer Mitschüler vorbringen können. Dort hätten viele den Wunsch gehabt, etwas für Geflüchtete zu tun.
Im Sommer gab es bereits einen Charity-Lauf, aus dessen Erlös ein Spielzimmer für Kinder in der Unterkunft an der Heyestraße ausgestattet wurde. Nun im Advent bereiten die Schüler einen Basar vor, bei dem Gebasteltes verkauft und die Einnahmen an Flüchtlinge gespendet werden sollen. „Dass die Schüler so auf diese Situation reagieren, habe ich nicht erwartet“, sagt die Schulleiterin. Aber gerade dieser Einsatz sei etwas, wozu sie die Kinder erziehen wolle.