Veganer Selbstversuch: Mal die Butter vom Brot nehmen

Verzicht auf Fleisch, Milch, Eier und Co.: Für eine Woche macht WZ-Mitarbeiterin Milena Ramin den veganen Selbstversuch.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Kaffee mit Reismilch schmeckt nicht. Schon vor dem Frühstück frage ich mich, warum ich mich für das Experiment „Vegan auf Zeit“ gemeldet habe. Eine Woche lang esse ich nichts, was tierische Bestandteile enthält. Fleisch gibt es bei mir zwar nur selten, über den vollständigen Verzicht auf tierische Produkte habe ich aber noch nie nachgedacht.

Kaffee mit (Kuh-)Milch, Müsli mit Joghurt und Brot mit Käse sind Grundbestandteile meiner täglichen Ernährung. Obwohl meine Mitbewohnerin vegan lebt, habe ich mich mit der Thematik bisher nicht ernsthaft auseinandergesetzt. „Jedem das Seine“, ist mein üblicher Kommentar. Ich will mich schließlich auch nicht für meine Essgewohnheiten rechtfertigen müssen.

Zurück zu meiner ersten tierfreien Mahlzeit am Sonntagmorgen: Die Kaffeehürde ist genommen, schwarz schmeckt er gar nicht mal übel. Auch der Blick ins Kühlschrankfach der Mitbewohnerin bringt recht schmackhaft aussehende Dinge hervor.

Mit dem Auberginenaufstrich auf dem Brötchen freunde ich mich ebenso schnell an, wie mit dem Sojajoghurt in der Müslischale. Es wird mir allerdings einfach gemacht: Mit am Tisch sitzen zwei Veganerinnen. Ich komme gar nicht in die Situation, neidisch auf Nutellabrote schielen und Sonntagseier verschmähen zu müssen.

Vor genau diesem Problem stehe ich einige Stunden später. Als Aushilfe in einem Café laufe ich stundenlang zwischen Buttercroissants und Schinkenbaguettes auf und ab. Spätestens der frische Schokoladenkuchen fordert meine vegane Willensstärke extrem heraus. Vermutlich nur, weil ich nicht schon am ersten Tag sündigen möchte, knabbere ich unter den hämischen Blicken der Kollegen an einem Apfel.

Tatsächlich habe ich mir einen schwierigen ersten Tag für die tierfreie Ernährung ausgesucht. Abends wird der Grill angeschmissen, eine der wenigen Gelegenheiten, zu denen ich mir normalerweise ein Stück Fleisch gönnen würde. Jetzt gibt es Gemüsepäckchen, Kartoffeln und Tofuwürste. Alles ist lecker, frisch und sicherlich auch sehr gesund. Trotzdem fehlt mir das übliche Steak. Grillen - das Zusammensitzen, der Geruch, die Atmosphäre - sind für mich mit Fleischkonsum verknüpft, da können die tierfreien Alternativen noch so gut schmecken.

Nach dem ersten veganen Tag, gehe ich definitiv nicht hungrig ins Bett, stelle aber fest: Auf die Umgebung kommt es an! In veganer Gesellschaft fällt es mir nicht schwer, auf Wurst und Käse zu verzichten. Sobald meine Mahlzeiten sich aber dem Vergleich mit Nicht-Veganem stellen müssen, steigt in mir der Futterneid auf. Wahrscheinlich alles Gewöhnungssache.