Wer auch gewinnt — es wird zusammen gefeiert
Es ist mehr als ein Spiel — und doch nur ein Spiel: Deutsche und Italiener in Düsseldorf verstehen sich prächtig.
Düsseldorf. Finanzkrise, Wettskandal im Fußball? Ganz ruhig, trink ein Glas Wein — da muss man sich doch nicht gleich Sorgen machen! Immer schön auf die eigenen Stärken vertrauen und dann eiskalt zuschlagen. Mit so viel Selbstvertrauen ist die italienische Nationalmannschaft gegen Spanien ins Turnier gestartet und sah dabei sehr gut aus. Die Brüder Domenico und Remo Cecere, seit 20 Jahren Hausherren im Restaurant „La Luce Due“ an der Ecke Acker-/Dorotheenstraße, halten den Azzurri erst recht beim Spiel gegen die Deutschen fest die Daumen und vertrauen vor allem auf Mittelfeldstar Andrea Pirlo. „Er hat einfach die Ruhe weg und ist ein absoluter Stratege, der tolle Pässe schlagen kann. Ein erstklassiger Regisseur“, schwärmt Domenico, der sich freut, dass Pirlo jetzt bei Juventus Turin kickt, seinem Lieblingsverein.
Kontakt zu Italiens Top-Kickern hatten die fußballverrückten Brüder aus Flingern auch schon. Bei der WM 2006 in Deutschland, als die Squadra Azzura in Duisburg wohnte, trafen sich die Ceceres mit Luca Toni, Massimo Oddo und Andrea Barzagli. Die beiden zeigten den Stars die Stadt, man machte auf Monkey’s Island Station, ging zusammen essen — natürlich italienisch. am Donnerstag wird es in dem Restaurant wieder voll. Die Stammgäste bevölkern die Trattoria, es ist eigens ein zweiter Fernseher aufgehängt worden. „Wir wissen nicht, wie es ausgeht“, sagt Remo, „aber wir feiern auf jeden Fall zusammen.“
Diese Grundhaltung bestimmt auch die Atmosphäre an der Heyestraße in Gerresheim. Dort gibt’s das Bistro Italy, die Pizzeria Bella Vista — und natürlich heißt der Blumenladen „La Casa del Fiore“. Kurioserweise wird er von Deutschen betrieben, schon immer. „Wir verstehen uns hier bestens, es ist einfach die gute Nachbarschaft, weshalb unser Geschäft so heißt“, sagt Andrea Hoffmann. „Wir wünschen uns, dass die Deutschen gewinnen, aber wir gönnen auch den Italienern den Sieg.“
Ganz so in Geberlaune ist Angelo Esposto nicht. Er betreibt gegenüber das mit Fahnen übersäte Bistro Gattopardo. Sein Laden ist Kult, 200 bis 300 Italiener und Deutsche werden Donnerstag Abend kommen und das Halbfinale gemeinsam schauen. „Ich hoffe auf ein 1-0 für Italien“, sagt er, „ich rechne nicht mit vielen Toren.“ Antonio di Piazza hält auch ein 2-1 für möglich oder gar mehr Tore, „wenn früh ein Tor fällt“.
Auf jeden Fall wird es auf der Heyestraße hoch hergehen. Wenn die Italiener gewinnen, sperrt die Polizei zwischen Nachtigall- und Sichelstraße ab. Es gibt Musik und Tanz auf der Straße. „Wenn wir nicht gewinnen, marschieren wir mit hängenden Köpfen nach Hause“, sagt di Piazza. Dann geht es vorbei am „Deutschen Kaiser“, dem Restaurant mit der gigantischen Deutschland-Fahne an der Fassade.