Rheinbahn Werktags ist um Mitternacht Schluss
Nach wie vor stellt die Rheinbahn sonntags bis donnerstags ab Mitternacht ihren Betrieb ein. In anderen Großstädten läuft der bis 1.30 Uhr.
Düsseldorf. Mittwochfrüh sind in der Stunde zwischen Mitternacht und 1 Uhr am Düsseldorfer Hauptbahnhof angekommen: drei Fernzüge (aus München, Berlin und Wien), fünf Regionalbahnen (aus Grevenbroich, zwei Mal Dortmund, Düren und Köln/Bonn-Flughafen) sowie 14 S-Bahnen. So jedenfalls steht es im Fahrplan. Die allermeisten dieser Fahrgäste werden nicht mit der Bahn weitergereist sein — weil nämlich keine mehr fährt.
Wie anno dunnemals stellt die Rheinbahn ab Mitternacht konsequent ihren Betrieb ein. Auch am Hauptbahnhof von Düssel-Dorf: Dort fahren die letzten Straßenbahnen zur jeweiligen Endhaltestelle um 0.08 bzw. 0.17 Uhr (Linie 704), um 0.20 bzw. 0.29 (Linie 707) oder um 0.08 bzw. 0.11 Uhr (Linie 709).
Noch schlechter geht es in Richtung Rath: Die letzte 701 fährt an der Berliner Allee sogar schon um 23.59 Uhr ab. Und auch mit den Stadtbahnen kommt man nicht besser weg. Beispiel Benrath: Die letzte U 71 verlässt die Station Heinrich-Heine-Allee um 0.03 Uhr. Und die letzte U75 nach Neuss um 0.08 Uhr. Wenn es noch Bahnen gibt, die nach 0.30 Uhr fahren, dann sind sie in der Regel auf dem Weg zu einem Betriebshof und bedienen nicht mehr die ganze Strecke.
In quasi allen Städten vergleichbarer Größe gibt es ein besseres Angebot. In Köln starten alle wichtigen Bahnlinien gegen 1.30 Uhr mit der letzten Fahrt in die Vororte. In Leipzig gibt es Bus-Linien in die Vororte, die um 1.11, 2.22 und 3.33 Uhr starten — in den Wochenendnächten gibt es noch Zwischentakte. Und selbst in Essen, nicht unbedingt für sein Nachtleben berühmt, fahren die 16 Nachtexpresslinien werktags bis 1.30 Uhr.
Tatsächlich versucht die Rheinbahn gerade, mit dem Düsseldorfer Nachtleben zu punkten: Soeben hat sie ein „HappyHourTicket“ eingeführt (nur online erhältlich). Damit können Nachtschwärmer für 2,99 Euro beliebig viele Fahrten absolvieren in der Zeit zwischen 18 und 6 Uhr morgens. „Eine schöne Idee, aber das bringt ja nur etwas, wenn ich mit der Rheinbahn überhaupt noch nach Hause komme“, kommentiert das CDU-Experte Andreas Hartnigk. Klar sei wohl, dass ein Rund-um-die-Uhr-Betrieb nicht wirtschaftlich sei, aber: „Man kann darüber nachdenken, den Betriebsschluss werktags eine Stunde nach hinten zu verlegen.“
Dass es in Düsseldorf Nachholbedarf gibt, weiß auch sein SPD-Kollege Martin Volkenrath: „Die Gesellschaft verändert sich, die Arbeitszeiten, das Freizeitverhalten — darauf muss sich auch die Rheinbahn einstellen.“ Er denkt auch an einen teilweise dichteren Takt im Abendverkehr. Das gibt es in der Tat inzwischen auch schon in Düsseldorf: Auf einigen Linien fahren die Bahnen bis 22 Uhr in dichtem Takt. Dazu sagt Hartnigk: „Vielleicht kommt man bei dieser Frage auch zu einer unterschiedlichen Bewertung der einzelnen Wochentage. Vielleicht gibt es donnerstags mehr Bedarf als montags?“
Auch FDP und Grüne wünschen sich mehr Angebot im Abend- und Nachtverkehr. Damit das passgenau ist, wünscht sich Norbert Czerwinski von den Grünen konkrete Informationen von der Rheinbahn: „Ich möchte unter anderem eine Aufschlüsselung für die aktuellen Nachtexpress-Linien, die an den Wochenenden fahren: Stimmen die Wege? Ist die Auslastung gut? Daraus kann man schon manches ableiten.“
Die Rheinbahn bestätigt indes, dass die Nachfrage an den Wochenenden erheblich gestiegen ist. Seit dem Start 2006 haben sich die Fahrgastzahlen im Nachtnetz (mit acht Bus- und drei Stadtbahnlinien) mehr als verdoppelt — auf rund 10 000 Fahrgäste in einer Samstagnacht ab 24 Uhr. Durch die Nachtfahrten auf der U71 und U72 sind seit dem Start der Wehrhahn-Linie noch mal etwa 2000 dazu gekommen.
Dass der Bedarf wohl auch an den Werktagen größer geworden ist, ahnt auch die Rheinbahn. „Wir haben das Thema auf der Agenda. Aber es wird noch etwas dauern, bis es da eine detaillierte Ausarbeitung gibt“, sagt Sprecher Georg Schumacher.