Berufskolleg Wie das Berufskolleg Benrath verändert

Düsseldorf · Durch das Albrecht-Dürer-Berufskolleg wandelt sich das Straßenbild. Geschäfte und Anwohner haben auf den Andrang bereits reagiert.

Im Kiosk by Anna & Niko an der Paulsmühlenstraße in Benrath. Foto: Sergej Lepke

Foto: Lepke, Sergej (SL)

9.25 Uhr, Dürer-Kolleg Benrath. Noch ist vor der Schule alles ruhig. Beim Discounter um die Ecke leert sich der Parkplatz, innen machen sich die Mitarbeiter bereit. Beim Kiosk an der Kreuzung Paulsmühlen- und Telleringstraße stapeln sich belegte Baguettes und Sesamhörnchen in der Kühltheke, der Kaffeeautomat ist einsatzbereit. Alle warten in den letzten ruhigen Minuten vor dem Ansturm.

Seit das Kolleg in diesem Schuljahr am neuen Standort geöffnet hat, gehen täglich mehrere hundert Berufsschüler in der Paulsmühlenstraße zum Unterricht. Dadurch hat sich das Viertel belebt – besonders in den Pausenzeiten zwischen den Unterrichtsstunden.

9.30 Uhr, Discounter. Für den Großteil der Berufsschüler beginnt nun die erste Frühstückspause. Ein Grüppchen nach dem andern kommt die Straße entlang, der Parkplatz füllt sich mit plappernden jungen Menschen mit Rucksack auf dem Rücken. Im Discounter wird es schlagartig voll, ein Pulk bildet sich im Gang rund um den Backbereich. Bei ihnen läuft es ab wie am Fließband, Taste drücken, warten, rausholen, noch schnell einen Smoothie oder eine Cola schnappen, weiter zur Kasse – und schon rücken von draußen die nächsten Schüler nach.

Lange Schlangen bilden sich an den Kassen, doch auch hier geht es rasch voran. Menschen mit Einkaufswagen sieht man im ganzen Laden nur zwei oder drei, sie stechen regelrecht heraus. Die Anwohner wissen Bescheid und lassen sich um diese Zeit selten blicken.

9.45 Uhr, Bäcker und Kiosk. Viel los ist ebenfalls beim Stadtbäcker, obwohl er ein paar Meter weiter in der Telleringstraße liegt. Verkäuferin Patricia Weber hofft, dass das so bleibt, am besten im Laufe der Wochen noch mehr Schüler kommen, um sich belegte Croissants zu holen. Richtig voll ist es hingegen im Büdchen von Anna Vraka. Dort helfen die Töchter mit, das Team hat die Arbeit genau getaktet: Eine kassiert, eine schenkt Kaffee aus, eine sorgt für Nachschub bei den Baguettes. Diese gehen gut weg, das freut Inhaberin Vraka besonders. Denn sie hat sie zum Schulstart überhaupt erst ins Angebot genommen. „Endlich ist hier wieder mehr los“, sagt sie. Der Umsatz steigt. In den letzten Jahren war es bei ihr immer ruhiger geworden. Dass gegenüber nun weiter fleißig gebaut wird, Wohnungen entstehen, das stimmt sie positiv.

10 Uhr, Kiosk. Die letzten Schüler schlendern langsam zurück zum Unterricht, es wird wieder leerer auf den Straßen. René Rings nutzt die Gelegenheit, der angehende Koch hat erst später Pause und holt sich beim Kiosk nun in aller Ruhe eine Flasche Wasser. Snacks braucht er nicht - die bereitet er schließlich in der Schule zu.

Bei Vrakas Team ist Durchschnaufen und selber Pause machen angesagt. Nur noch vereinzelt kommen Kunden, kaufen Kleinigkeiten. „Jetzt geht es wieder“, sagt ein älterer Anwohner, der nur ein paar Häuser weiter wohnt.

Seine Zeitung holt er sich nun etwa eine halbe Stunde später als gewohnt, um das Gedränge zu umgehen. Doch als störend empfindet er das nicht – im Gegenteil. Der Mann hofft, dass sich in dem Viertel bald noch mehr tut – durch die Schule, aber auch durch den Wohnungsbau.

Er freut sich über die Leute auf den Straßen und in den Geschäften, das helfe ihnen dabei, auf Dauer zu bestehen. „Vielleicht kriegen wir dadurch auch mehr Läden, das wäre toll: beispielsweise endlich wieder einen Metzger – oder eine Sparkasse.“ Er wünscht sich mehr Angebot direkt vor Ort und ist damit nicht alleine.

10.15 Uhr, Discounter. Ein Auto nach dem anderen biegt auf den Parkplatz, Radfahrer und Fußgänger jeden Alters trudeln ein. Ein fließender Wechsel zwischen Schülern und Anwohnern ist mitten im Gange. Die Mitarbeiter haben die Kühlregale und den Backbereich inzwischen neu befüllt. Die Kunden sind jetzt quer über den ganzen Laden verteilt, die meisten schieben einen Einkaufswagen, erledigen ihren Wocheneinkauf. Nur kurzzeitig wird es mal voller an den Kassen.

„Klar komme ich später, ich warte erst einmal ab, bis die Pause vorbei ist und die Schüler wieder weg sind“, erzählt eine Anwohnerin. Auch in anderen Bereichen musste sie sich umstellen. Weniger Parkplätze rund um das Kolleg, Busse und Bahnen, die zu gewissen Zeiten gedrängt voll sind — die neue Schule mache sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar.Das Viertel bleibt im Wandel.

Oder wie Anna Vraka sagt: „Bald ist hier mehr Leben als in Benraths Innenstadt.“ Und mehr Leben in einem Stadtteil kann ja auf keinen Fall schaden.