Wirtschaft: Düsseldorf diskutiert neue Events
Hotels starten Befragung. „Kein Pardon“ wird verlängert, aber Ski-Cup und Race of Champions fallen 2012 aus.
Düsseldorf. Als Direktorin Monique Dekker jüngst die Ein-Jahres-Bilanz des Hyatt-Hotels im Medienhafen zog, kündigte sie an, sich 2012 stärker mit dafür einsetzen zu wollen, dass Düsseldorf mehr Wochenend-Events an Land zieht. Die Motivation dafür lieferte sie gleich mit. „Als der für den 10. Dezember terminierte Klitschko-Kampf abgesagt wurde, hatten wir fast 40 Prozent Stornierungen. Das gilt nicht nur für uns.“ Graf Alarik von Wachtmeister, Chef des Holiday Inn am Graf-Adolf-Platz, bestätigt das. „Die Absage hat uns ebenfalls mit einer hohen Storno-Rate getroffen, auch das Hotel Intercontinental auf der Kö.“ Cyrus Heydarian vom Breidenbacher Hof meldet ebenfalls „einige Absagen“, die aber von Shopping-Touristen ausgeglichen wurden.
Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), Udo Siepmann, sieht in dieser prompten Reaktion der Kundschaft „einen guten Gradmesser“ dafür, wie viel Geschäft tatsächlich von Großereignissen abhängt und dass es richtig ist, „das Angebot neben den Messen zu verstetigen“. Düsseldorf habe „reichlich neue Hotelkapazitäten geschaffen“, die nun zu vermarkten seien.
Wachtmeister setzt sich dafür an vorderster Linie ein. Der altgediente Hotelmanager sitzt dem Hotel- und Tourismusausschuss der IHK vor. „Wir führen im Januar eine Befragung der Hoteliers in Düsseldorf durch“, kündigt er gegenüber der WZ an. „Wir möchten wissen, wie wichtig für die einzelnen Betriebe Sportveranstaltungen sind.“ Es seien laut Wachtmeister meist zehn bis zwölf Hotels, die von einem Sportereignis, Konzerten etc. profitierten. „Das Tulip Inn an der Arena oder Hyatt und Hilton vom Fußball, das Renaissance am Mörsenbroicher Ei vom Eishockey oder im Stadtsüden bei einer Top-Veranstaltung in der Reisholzer Mehrzweckhalle dort gelegene Hotels.“
2012 ist für die Hoteliers deshalb ein Jahr mit einigen Fragezeichen. Der 3. März als neuer Termin des Klitschko-Kampfes wird allseits begrüßt, denn an dem Wochenende war bislang der Kalender leer. Ebenso stehen die Manager wie eine Eins hinter der Fortuna und träumen vom Aufstieg — denn die Bundesliga bringt die großen Vereine und ihre Fans in die Landeshauptstadt. Packages mit Arena-Eintrittskarte und Übernachtung sind dann so sicher wie Fortunas Langeneke beim Elfmeterschuss. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Sicher ist dagegen, dass der Ski-Cup wegfällt und auch das Race of Champions wird es wohl erst einmal nicht mehr in Düsseldorf geben. TSP, Tochterfirma des Fortuna-Vermarkters Sport 5, hatte nur das Recht, das Spektakel zwei Mal in drei Jahren zu veranstalten.
Als voller Erfolg erweist sich für Düsseldorf das Musical „Kein Pardon“. Bei der Premiere im November hieß es, dass zunächst nur bis Juni Karten in den Verkauf gehen. Doch davon ist schon jetzt nicht mehr die Rede: Die für die Bühne umgearbeitete TV-Komödie von Hape Kerkeling wird auch in der zweiten Jahreshälfte 2012 an der Erkrather Straße zu sehen sein. „Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden“, sagt Pressesprecherin Rita Utzenrath. Capitol-Chef Maik Klokows Rechnung ist aufgegangen und seine Millioneninvestition in das Stück erweist sich als richtig.
Die Namen Kerkeling und Dirk Bach ziehen bundesweit die Besucher an. Mit 20 Hotels sind Klokow & Co eine Partnerschaft eingegangen. Sehr unterschiedliche Herbergen mit wiederum unterschiedlichen Angeboten sind dabei. „Der eine bietet den Welcome-Drink an der Bar, der andere den Spa-Besuch oder den Shuttle-Service.“ Die Preise für Übernachtung mit Karte beginnen bei 86 Euro pro Person und reichen bis 260 Euro und mehr, je nach Zimmer. Wie gut „Kein Pardon“ läuft, zeigt das Holiday Inn. „Allein für dieses Hotel sind bis Ende Februar 235 Packages verkauft“, sagt Utzenrath. Das mittlerweile um 20 Minuten geraffte Stück knüpft folglich an beste Düsseldorfer Musical-Zeiten an, auch die Busreisen nach Düsseldorf nehmen zu.
Das freut die Hoteliers natürlich. „Neun von zehn Punkten sind erreicht“, sagt Wachtmeister. Er wirbt seit Jahren für ein Musical-Haus, das Gäste aus aller Welt anspricht. Denn das kann „Kein Pardon“ nicht leisten, dort kommen nur deutschsprachige Besucher mit. Dass beispielsweise der Cirque du Soleil mit seinen Shows auf der Wunschliste der Hoteliers ganz oben steht, versteht sich von selbst — dafür dürfte jedoch selbst Düsseldorf mit seinem fabelhaften Einzugsgebiet zu klein sein.