Düsseldorf Zehnjährige dokumentiert ihren gefährlichen Schulweg: Stadt reagiert
Barbara Levacher hat ein Heft über ihre tägliche Fahrradstrecke erstellt. Amtsleiterin schrieb ihr nun einen ausführlichen Brief.
Düsseldorf. Erst zehn Jahre ist Barbara Levacher alt. Und doch hat sie jüngst für Aufsehen in mehreren Amtsstuben der Stadt gesorgt. Alles begann mit ihrer Zusammenkunft mit Thomas Bernhardt. Der selbst ernannte Stadt-Erklärer ist regelmäßig zu Gast in Barbaras vierter Klasse in der Grundschule an der Einsiedlerstraße in Benrath. Zu Beginn des Jahres besuchte Bernhardt zusammen mit den Schülern das Benrather Rathaus — und Barbara schnupperte erstmals Amtsluft. Mit dabei hatte die Schülerin bei diesem ersten Besuch schon ein Manuskript, das später auf dem Schreibtisch von Andrea Blome, Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement landen sollte.
Ein paar Tage vor dem Besuch im Rathaus kam die Zehnjährige auf die Idee, den Stadtteil-Politikern von ihrem gefährlichen Schulweg zu berichten. Für den braucht Barbara mit dem Rad zwar nur zehn Minuten. „Aber es gibt unterwegs viele Stellen, die mir Angst machen“, erzählt die Schülerin. Unter anderem fährt sie jeden Morgen über die Pigageallee und die Benrather Schloßallee. An beiden Straßen gibt es keinen Radweg. Zusammen mit ihren Eltern und ihren beiden Geschwistern ist die Benratherin den kompletten Schulweg einmal abgefahren. An den heiklen Stellen hat sie Fotos gemacht, die ihre Familie mit den Rädern zeigen. Ergänzt hat sie die Bilder noch mit handschriftlichen Notizen, die die Situation vor Ort verdeutlichen sollen.
„Auf der Benrather Schloßallee traue ich mich nicht, auf der Straße zu fahren. Aber auf dem Bürgersteig ist es zu eng und auch verboten“ steht etwa neben einem Foto, das ihre Familie auf dem beengten Trottoir zeigt. An der Hildener Straße hat Barbara zudem beobachtet, dass „die Wege durcheinander und gefährlich sind“: Plötzlich höre der Radweg auf und fange mitten auf der Straße wieder an. „Ich weiß auf dem Rückweg nicht, wie ich da fahren soll“, sagt sie.
Insgesamt zwölf heikle Stellen hat sie so auf sechs Seiten dokumentiert. „Das alles sind Stellen, an denen ich mir oft einen Schutzengel wünsche“, sagt Barbara. Eben dieses Dokument überreichte sie bei ihrem Besuch im Benrather Rathaus den Bezirkspolitikern. Als sie ein paar Wochen später mit Thomas Bernhardt auch das große Rathaus am Marktplatz besuchte, hatte es der Brief schon bis zu Bürgermeister Günter Karen-Jungen (Grüne) geschafft. Der nahm die Klasse im Rathaus in Empfang und versprach Barbara eine Antwort.
Die traf nun vor rund zwei Wochen bei ihr ein. Auf zwei Seiten nimmt Amtsleiterin Andrea Blome zu den zwölf von Barbara dokumentierten Stellen Stellung. Mal genauer und mal allgemeiner, „aber dennoch detailliert“, findet Barbaras Mutter Emese Levacher. Zur Situation an der Hildener Straße etwa haben die Mitarbeiter des Amtes eine eigene Zeichnung für Barbara angefertigt. Auf der ist zu sehen, wo genau sie am sichersten fahren kann. „Wir hoffen, dass wir die Unklarheiten auf deinem Schulweg ausräumen konnten und du weiterhin gerne mit dem Rad zur Schule fährst“, schreibt Blome am Ende des Briefes.
Barbara und ihre Mutter hätten nicht gedacht, dass sie so schnell eine Antwort bekommen würden. „Das ging echt fix“, sagt Emese Levacher. „Es ist schön, dass meine Kritik angenommen wurde“, findet auch Barbara: „Vielleicht bessert sich ja tatsächlich bald etwas an meinem Schulweg.“