Zugvögel: Weltenbummler zu Gast am Rhein
Enten, Störche und Kraniche lassen sich zur Zeit gut über Düsseldorf beobachten. Die WZ hat mit einem Experten gesprochen.
Düsseldorf. Es ist ein jährliches Phänomen und doch deswegen nicht minder beeindruckend. Tausende Störche, Enten, Gänse und Kraniche fliegen in faszinierenden Formationen Richtung Süden.
Auch Düsseldorf ist derzeit für viele Vögel ein guter Anlaufpunkt. Denn der Rhein bietet nicht nur ausreichend Nahrung, sondern ist auch eine Orientierungshilfe auf der weiten und beschwerlichen Reise. „Zu den Zugvögeln gehören die Tiere, die zu einer bestimmten Zeit an einen anderen Ort ziehen. Der Vogelzug geht das ganze Jahr, außer im Hochsommer und Hochwinter“, erklärt Tobias Krause von der unteren Naturschutzbehörde. „Aber der große Vogelzug findet im Frühjahr und im Herbst statt.“
Wer jetzt in den Garten schaut, der kann Tannenmeisen aus Skandinavien, Polen oder Russland beobachten. Wenn der Winter mild ist, bleiben sie sogar bei uns. Wird es noch kälter, dann weichen sie nach Südwesten aus. Gleiches gilt für die Singdrossel: „Sie weichen nur der 10-Grad-Isotherme aus und bleiben auch bei milden Temperaturen hier“, erklärt der Diplom-Geograph Krause. Der Klimawandel beeinflusst damit das Zugverhalten der Vögel, denn viele Arten, die früher wesentlich regelmäßiger weggezogen sind, bleiben heute in unserer Region.
Am Unterbacher See und am Elbsee sammeln sich zur Zeit Schnatterenten aus Norddeutschland und Osteuropa, die von dort aus weiter nach Frankreich fliegen. Auch die Rohrweihe, ein Greifvogel aus der Familie der Habichte, zieht von dort aus Richtung Zentralafrika. Wer Störche sehen möchte, der muss zu einem Acker fahren. Im Umfeld der Stadt, beispielsweise in Himmelgeist, sammeln sie sich gerne auf gepflügten Äckern, um Regenwürmer und Mäuse zu finden.
Die Kraniche verweilen noch am längsten bei uns in Deutschland. Sie queren erst gegen Ende Oktober auf ihrem Weg in den Süden auch Nordrhein-Westfalen. Die Vögel fliegen aber nur über Düsseldorf und verweilen nicht hier, denn sie brauchen große Feuchtgebiete und abgeerntete Maisfelder, um sich Energiereserven anzufressen. Meist kommen sie aus der Diepholzer Moorniederung in Niedersachsen.
Ihre meist keilförmige Formation hat, laut Tobias Krause, physikalische Gründe. Denn die Vögel nutzen geschickt den Windschatten ihres Vorfliegers und sparen somit Energie. „Das ist wie bei der Tour de France, dort nutzen die Fahrer auch immer den Windschatten“, erklärt Krause. Gleiches gelte auch für die Spitzenposition: Spitzenfahrer und -vogel tauschen sich im Laufe der Strecke aus.