Umwelt Andrea Steffen lässt Pottwal zum Rhine Clean Up am Rhein in Düsseldorf stranden

Düsseldorf · Die Düsseldorferin engagiert sich für die großen Meeressäuger und plant für den 14. und 15. September eine besondere Inszenierung.

Andrea Steffen bei einem Tauchgang mit einem Pottwal.

Foto: A.+W. Steffen

Noch ist die Stelle, auf die Andrea Steffen zeigt, leer. Da auf der Rheinwiese zwischen der Oberkasseler und der Rheinkniebrücke soll er stranden: der Pottwal. Kein echter, sondern eine von belgischen Künstlern geschaffene lebensgroße Skulptur. Fünfzehneinhalb Meter lang. Ein Tieflader wird ihn aus dem Atelier im Nachbarland nach Düsseldorf bringen, ein Kran hebt ihn an seinen Platz. Drum herum werden am 14. und 15. September Menschen in weißen Kitteln laufen, die das Tier untersuchen, Proben nehmen und so so tun, als ob sie den Grund ermitteln, weshalb der Wal dort gestrandet ist.

Die Inszenierung dürfte an beiden Ufern des Flusses für Aufmerksamkeit sorgen, denn auch von der Altstadt aus wird der Meeressäuger gut zu sehen sein. Dass die Leute stehen bleiben, näher oder rüber kommen und sich mit dem Wal beschäftigen, das ist das Ziel von Andrea Steffen. Sie will zeigen, wie es aktuell um die Pottwale steht und wie Plastikmüll in unseren Gefilden mit dem Tod der Tiere an anderen Orten der Welt zusammenhängt. Andrea Steffen hat den Termin für die Inszenierung bewusst gewählt, denn am 14. September findet „Rhine Clean up“ statt. In mehr als 100 Kommunen werden Bürger an den Ufern ihres Flusses Müll einsammeln (siehe Infokasten).

Die Düsseldorferin Andrea Steffen und ihr Mann Wilfried nennen die Weltmeere ihr „zweites Zuhause“. Seit mehr als 40 Jahren segeln die beiden, tauchen und bringen anderen das Tauchen bei. So entstand der Wunsch, einen Wal oder Delfin in Freiheit zu sehen. Den Wunsch erfüllten sich die beiden vor gut 30 Jahren in Kalifornien, als sie einen Grauwal erlebten. „Das hat unser Leben verändert.“ Das Paar begann, sich über die Meeressäuger zu informieren und stieß dabei auf die karibische Insel Dominica, vor der man Pottwale sehen kann. „Das war ein Meilenstein. Wir waren so fasziniert von dem Geschöpf Pottwal, dass wir alles über es wissen wollten – aber es gab nichts.“

Was es nicht gab, schufen die Steffens. Sie schrieben mehrere Bücher über Pottwale, gründeten einen Verein und gelten heute als die Pottwal-Experten in Deutschland. Seit 25 Jahren sammeln sie Daten und Fakten über die Pottwale von Dominica, weil die Tiere dort im Gegensatz zu anderen Orten das ganze Jahr verbringen. „Wir kennen jeden Wal dort mit Namen.“

Vor etwa zehn Jahren stellten die Düsseldorfer fest, dass die Population schrumpft. Plötzlich fehlten Tiere, auf einmal gab es keinen Nachwuchs mehr. Wo einst zehn Familien schwammen, waren nur noch knapp 30 Tiere zuhause. Dafür sorgen viele Faktoren, einer davon ist Plastik. „Dort ist ein Wal gestrandet, der hatte einen halben Bierkasten im Schlund und ist daran verendet.“

Weil Plastik auch in der Karibik ein Problem bildet, entstand die Idee, die Inszenierung des Wals mit dem Dreck-weg-Tag zu verbinden. Die Steffens kontaktierten den dafür zuständigen Verein Pro Düsseldorf und erfuhren von den Plänen für den „Rhine Clean up“, der natürlich noch besser zur Intention der Tierschützer passte.

Die Spaziergänger, die am 14. und 15. September den Wal sehen, werden wenige Hundert Meter von ihm entfernt Zelte finden, in denen sie mehr über die Tiere erfahren. Sie können mit Mitgliedern des Vereins sprechen, mit den Künstlern und Vertretern von „Rhine clean up“. „Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger informieren, sondern unsere Faszination teilen und auch für Kinder interessant machen. Sie können bei uns Wale basteln, malen und sich schminken lassen“, sagt Andrea Steffen.

Die Inszenierung und ihr Zeitpunkt sind noch auf eine andere Weise mit Düsseldorf verbunden: 1966 wurde ein weißer Beluga im Rhein gesichtet, dem die Bürger den Spitznamen „Moby Dick“ gaben. Der Autor des gleichnamigen Buches, Herman Melville, ist vor genau 200 Jahren geboren worden.