Nachruf Ein Nachruf auf Rektor Helmut Dreßen

Hinsbeck · Er war streng und dennoch bei seinen Schülerinnen und Schülern beliebt. Seine Kindheit war durch ein Trauma geprägt. Am Silvestertag ist der ehemalige Rektor aus Hinsbeck gestorben.

Erinnerung an den ersten Scholzoch 1984 mit Rektor Helmut Dreßen „möt de deke Trom“.

Foto: Archiv Heinz Koch

Am Dienstag, 31. Dezember, ist einen Tag vor seinem 91. Geburtstag, der langjährige Rektor der Hinsbecker Schule, Helmut Dreßen gestorben. Er war am 1. Januar 1934 in Eschweiler bei Aachen geboren worden, wo seine Eltern bis zur Evakuierung einen kleinen Lebensmittelladen führten. Im Weltkrieg wurde die Familie nach Kirchheiligen/Thüringen evakuiert.

Sein 5. Schuljahr begann er gemeinsam mit seinem Bruder im Nachbarort Langensalza, das nur mit dem Zug erreichbar war. Bei einer dieser Fahrten zur Schule wurde der Zug von Tieffliegern angegriffen. Er selbst blieb unverletzt, seinem Bruder mussten jedoch beide Unterschenkel amputiert werden. Dieses Trauma überschattete ihn ein Leben lang. Die Rückfahrt der Familie Dreßen nach Eschweiler am Ende des 2. Weltkriegs konnte wegen des verletzten Bruders erst im April 1946 erfolgen, denn hierzu brauchten sie einen Krankentransport. Dieser ging jedoch nur bis Düsseldorf. Für einen Taxifahrer, der kein Geld, sondern Naturalien haben wollte, stiftete ein Bäcker in Eschweiler drei Schwarzbrote. So kam die Familie zurück nach Eschweiler.

Hier beendete er zunächst am Gymnasium Eschweiler seine Schulzeit 1954 mit dem Abitur, dem sich ein Studium an der Pädagogischen Akademie Aachen anschloss. Von den 200 neuen Lehrern, die 1956 in Aachen ihr Studium abschlossen, mussten 80 eine Stelle im Regierungsbezirk Düsseldorf antreten. Da Dreßen Hinsbeck, wo er ein Jahr vorher die Jugendherberge besucht hatte, kannte, wurde er an die katholische Volksschule Hinsbeck gesandt, seine erste und letztendlich einzige Lehrerstelle. Von Rektor Ernst Imhorst erhielt er ein 1. Schuljahr und das 6. Schuljahr zugewiesen. Da er ein Zimmer als Unterkunft nicht bezahlen konnte, kam er zunächst in der Jugendherberge unter.

Im Mai 1959 heiratete er Marie Luise Merkelbach, die Ehe blieb kinderlos. Das Paar erhielt gegenüber dem Marienheim eine Wohnung, die sie gemeinsam mit der Schwiegermutter bezogen. 1968 bauten sie ein Haus auf der Verbindungsstraße, dass sie bis ins hohe Alter bewohnten. Im Mai 2024 konnten sie noch die Eiserne Hochzeit feiern, wegen diverser Krankheiten aber nur im kleinen Rahmen.

Portrait-Aufnahme des ehemaligen Rektors anlässlich seiner Eisernen Hochzeit 2024. Foto: Heinz Koch

Foto: Archiv Heinz Koch

Helmut Dreßen war ein im Schul- und Ortsbereich beliebter, strenger, aber immer gerechter Lehrer. Bei ihm hatte der überwiegende Teil der heutigen Hinsbecker Bewohner, die in Hinsbeck geboren sind, irgendwann Unterricht. Seine Beliebtheit zeigte sich auch darin, dass er von vielen seiner früheren Schulklassen zu den Klassentreffen eingeladen wurde. Er war nicht zu übersehen, wenn er, noch mit 88 Jahren, mit durchgestrecktem Rücken mit seinem Fahrrad durch den Ort fuhr. Erstaunlich auch, dass er bis ins hohe Alter seine früheren Schüler beim Namen kannte, auch wenn deren Schulzeit schon über 60 Jahre zurück lag. 1966 wurde Helmut Dreßen zum Konrektor der katholischen Volksschule Hinsbeck ernannt, nach der Schulreform 1968 wurde er Rektor der katholischen Grundschule Hinsbeck.

In seine Zeit als Rektor fielen zahlreiche Änderungen der Schulordnung, die er alle mit Bravour meisterte. In Erinnerung blieb insbesondere die Einführung des Scholzochs 1984, den er gegen den Widerstand der Schulbehörde einführte und der bis heute einer der Höhepunkte des Hinsbecker Straßenkarnevals ist. Diesen führte er jahrelang „möt de deke Trom“ an. Nach 28 erfolgreichen Jahren als Lehrer und 16 Jahren als Rektor trat er 1994 in den wohlverdienten Ruhestand.

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer war Helmut Dreßen in zahlreichen Bereichen der Gemeinde Hinsbeck aktiv. Von 1958 bis in die 1980er Jahre war er Lektor der katholischen Kirche und von 1970 bis 1982 Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Daneben war er von 1961 bis 1998 Kassierer des St. Martinsvereins, von circa 1966 bis 1972 Leiter der Gemeindebücherei und etwa von 1962 bis 1972 Leiter der Volkshochschule Hinsbeck.

Seine Freizeit gehörte über viele Jahrzehnte dem Kegelclub „Nörgelbrüder“. Daneben standen ab 1994 Reisen, meistens Wanderurlaube in Südtirol, Bad Mergentheim oder in der Nordeifel, im Vordergrund. Und der kleine, geschmackvoll eingerichtete Garten brachte Zeit zum Genießen und Erholen.