Willy und Renate Herber bauen sie seit mehr als 30 Jahren zu Weihnachten auf Eine Krippe aus Santiago de Compostela
St Tönis · Seit mehr als 30 Jahren bauen Willy und Renate Herber in ihrem Haus in St. Tönis zu Weihnachten eine Winterlandschaft auf. Sogar eine Krippe aus Santiago de Compostela ist dabei. Im kommenden Jahr möchten sie bei der Aktion „Lebendiger Adventskalender“ mitmachen.
In wohl vielen heimischen Wohnzimmern ist es derzeit festlich geschmückt, bei den Herbers in St. Tönis aber ist eine ganze Winterlandschaft aufgebaut. Zu sehen ist sie entlang der Fensterfront zum Garten raus, in der Ecke zwischen den Sofas, auf einem Tischchen neben der Terrassentür und auf einer Kommode neben dem Esstisch – und dabei ist die Landschaft nicht mal mehr so groß, wie sie es einst war. Natürlich ist das Herzstück – die Krippe – in der Mitte noch leer. Maria und Josef beugen sich über das leere Nestchen aus Stroh. Dort zieht erst an Heiligabend das Jesuskind ein.
Das Ehepaar hat zu Weihnachten eine besondere Beziehung – immerhin haben beide kurz vor dem Fest Geburtstag. Dazu lieben Willy und Renate Herber Weihnachtsmärkte und basteln gerne, etwa Adventskränze und Weihnachtsbaumschmuck. Vor mehr als 30 Jahren haben sie angefangen, im Wohnzimmer ihres Hauses in St. Tönis eine weihnachtliche Landschaft aufzubauen, erst ganz klein, wie viele andere Menschen, natürlich.
Im Laufe der Zeit kam immer mehr dazu: unzählige Figuren, selbst gebastelte Puppen, eine Rampe mit Ski fahrenden Figuren und eine weitere Krippe. Viele der Figuren haben sie auf Weihnachtsmärkten gekauft, etwa auf einer Reise ins Erzgebirge. Den Stall in der Mitte der Landschaft vor dem Terrassenfenster haben der 81-Jährige und seine Frau schon mehrfach erneuert, zuletzt hatten sie auf dem Weihnachtsmarkt in Viersen ein passendes Exemplar entdeckt. „Aber der Verkäufer hatte den Stall in der Größe, die ich wollte, bereits verkauft und ein anderes Exemplar nur noch in seinem Lager in Erkelenz“, erzählt die 83 Jahre alte Renate Herber. „Also sind wir dahin gefahren und haben den Stall abgeholt.“
Eine Bauernfamilie mit betender Heiliger Anna schenkte Willy Herber seiner Frau als Dankeschön, weil sie ihre Schwiegermutter gepflegt hatte, eine größere Krippe brachte er 2012 aus Santiago de Compostela in Spanien mit, nachdem er den Jakobsweg gewandert war. Auch dort fehlt derzeit noch das Jesuskind. Die großen Puppen hat Renate Herber selbst gemacht. „Ich bastle gerne“, sagt sie bescheiden. Wie viel sie in all den Jahren für ihre Winterlandschaft ausgegeben haben, könnten sie nicht beziffern, sagt Willy Herber: „Aber es ist bestimmt ein vierstelliger Wert.“
Das Ehepaar freut sich jedes Jahr auf die Adventszeit. „Wir sind in einer Zeit groß geworden, als wir nichts hatten“, sagt Willy Herber. „Wir waren froh über eine Mandarine und einen Apfel.“ Darum schenken sich die beiden auch nichts – nur die Winterlandschaft, dafür haben sie immer gerne etwas Neues gesammelt.
Die Lichterkette wird
per Knopfdruck bedient
Das restliche Jahr über ruhen die Figuren, die Ställe, die Krippen, die elektrische Eisbahn und die vielen Tiere in zehn bis zwölf Kartons auf dem Speicher der Herbers. Früher hat Willy Herber sie selbst hoch und runter geräumt, heute machen das die erwachsenen Kinder oder Enkel. Zwei Tage brauchen er und seine Frau dann, um alles aufzubauen. Das meiste hat jedes Jahr den gleichen Platz, aber einiges verändert Renate Herber dann doch immer wieder. Inzwischen ist einiges altersbedingt nicht mehr möglich. „Früher sind wir über den Boden gekrochen, um etwas einzurichten, das geht heute nicht mehr“, beschreibt Willy Herber. Darum bauen sie auch die Abfahrt mit den Skifahrern inzwischen nicht mehr auf. Immerhin die Lichterketten können sie mit der Fernbedienung ein- und ausschalten.
Die Weihnachtstage verbringen die beiden St. Töniser wieder mit ihren zwei Kindern und den drei Enkelkindern. Sie würden sich auch an der Dekoration der Eltern erfreuen, aber kein Interesse daran zeigen, die Winterlandschaft einmal zu übernehmen, berichtet der 81-Jährige. Im kommenden Jahr wollen die Rentner bei der Aktion „Lebendiger Adventskalender“ mitmachen und die Winterlandschaft in ihrem Wohnzimmer mit Besucherinnen und Besuchern teilen.
Einen Traum hat sich der 81-Jährige noch nicht erfüllt: eine elektrische Eisenbahn, die um und durch die Landschaft fährt.