Energiewende in Meerbusch Wie die Stadt klimafreundliches Heizen plant
Meerbusch · Die Stadt Meerbusch muss nun einen Plan erarbeiten, wie bis 2045 Heizen ohne fossile Energien funktionieren kann.
Wie gelingt der Umstieg in Deutschland auf klimafreundliches Heizen? Die Pläne der Ampel-Regierung dazu hatten für viel Ärger gesorgt. Als Folge davon wurde der Zeitplan für die Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung gestreckt. Die 11 000 Kommunen in Deutschland sind nun gesetzlich dazu angehalten, eine kommunale Wärmeplanung vorzunehmen. In einem ersten Schritt hat die Stadt im Ausschuss für Klima, Umwelt und Bauen das weitere Vorgehen dazu beschlossen. Dabei werden die Städte Meerbusch und Willich zusammen mit den Stadtwerken einen Dienstleister für die Erfassung der nötigen Daten beauftragen. Davon verspricht sich die Stadt eine Kostenersparnis gegenüber einer Einzelausschreibung.
Mitte 2026 sollen
die Ergebnisse vorliegen
„Die kommunale Wärmeplanung ist eine vollständig neue Aufgabe für die Stadtverwaltung“, sagt der Technische Dezernent Andreas Apsel. Daher gebe es noch keine Verwaltungsstrukturen, die dies bislang abgebildet hätten. Apsel erklärt: „Grundlage dazu soll ein noch zu beauftragendes Fachbüro schaffen, das die notwendigen Daten erhebt. In den Städten – so auch in Meerbusch – liegen dazu keine gesammelten beziehungsweise elektronisch auswertbaren Daten vor.“
Die Stadt möchte den Auftrag im kommenden Frühjahr ausschreiben und im Sommer vergeben. Laut Plan sollen dann Mitte 2026 die Ergebnisse vorliegen. Dahinter steckt eine Mammutaufgabe: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW verlangt von den Kommunen Angaben von einzelnen Gebäuden zu Energieverbrauch und -bedarf sowie der Art der Versorgung. Außerdem müssen Baualtersklassen und Gebäudetypologie berücksichtigt werden.
Für eine erste Orientierung der Kommunen legte im vorigen Jahr der Versorger Eon eine Wärmekarte mit statistischen Daten der Gemeinden in Nordrhein-Westfalen vor. Sie könnten aber nicht als Planungsdaten dienen, erklärte das Unternehmen. Demnach beruht die Wärmeversorgung in Meerbusch zu 45 Prozent auf Gasheizungen, zu 38 Prozent auf Ölheizungen. Fernwärme spielt mit 0,7 Prozent bislang keine Rolle. Die Verbreitung von Wärmepumpen ist mit 2,9 Prozent gering, aber im Vergleich mit anderen Kommunen ein Spitzenwert (in NRW liegt er bei 2,1 Prozent). Eine Stromdirektheizung wird in 2,5 Prozent der Haushalte genutzt, sonstige Heiztechnologien setzt Eon in Meerbusch auf 10 Prozent an.
Ein entscheidender Faktor beim nachhaltigen und effizienten Heizen ist der Zustand der Gebäude. Dass es dabei im Stadtgebiet viel Luft für Verbesserung gibt, zeigen weitere Zahlen, die Eon nennt: Demnach sind nur 10 Prozent der Gebäude in Meerbusch vollsaniert, 52 Prozent teilsaniert, 37 Prozent sind unsaniert. Die durch das Heizen verursachten CO2-Emissionen im Stadtgebiet werden auf insgesamt 119 099 Tonnen beziffert.
Mit der kommunalen Wärmeplanung hat sich das Land NRW das Ziel gesetzt, bis 2045 eine klimaneutrale Wärmeversorgung aufzubauen. Die Bestandsaufnahme der aktuellen Situation ist nur der erste Schritt in diesem Prozess. Auf dieser Basis geht es in einem zweiten Schritt darum, Potenziale für eine regenerative Energienutzung und -erzeugung zu ermitteln. Außerdem gilt es herauszufinden, wo sich Energien einsparen lassen. Die Ergebnisse fließen dann in eine Strategie ein, wie in der Kommune bis 2045 eine klimaneutrale und wirtschaftlich sinnvolle Wärmeversorgung erreicht werden kann. Dazu müssen Wärmenetzbetreiber wie die Stadtwerke einen Plan vorlegen.
Kleinere Kommunen unter 100 000 Einwohnern wie Meerbusch haben dafür bis Mitte 2028 Zeit, größere über 100 000 Einwohner müssen die Planung zwei Jahre früher vorweisen. Zu ihnen zählt die Stadt Mönchengladbach, die vor Kurzem ihre Wärmeplanung vorgestellt hat. Bei einer Fachtagung der Verbraucherzentrale zu dem Thema gaben die Mönchengladbacher ihre Erfahrungen weiter. Sie stellten klar, dass bei der kommunalen Wärmeplanung, Aussagen darüber getroffen würden, in welchen Stadtgebieten der Aufbau eines zentralen Wärmenetzes sinnvoll ist und wo eher eine dezentrale Lösung wie eine Wärmepumpe nötig sei. Eine konkrete Lösung für jede einzelne Adresse im Stadtgebiet könne aber nicht aufgezeigt werden.
Die Planer aus Mönchengladbach empfehlen Gebäudeeigentümern, mit einer geförderten Energieberatung, den Sanierungsbedarf des Gebäudes zu ermitteln und mit einfachen Maßnahmen zu beginnen. „Es muss nicht immer gleich eine Vollsanierung sein.“ Wenn ein Heizungstausch anstehe, sollten die Eigentümer eine Bundesförderung beantragen.
Der Verband Haus und Grund Deutschland hatte 2023 Vermieter dazu befragt, welche Maßnahmen sie ergreifen, angesichts der Vorgabe, dass bis 2045 klimaneutrales Heizen erforderlich ist. „Ich weiß es noch nicht“, antworteten 37 Prozent der Vermieter. 19 Prozent erklärten, sie warteten die kommunale Wärmeplanung ab.