Demonstranten hängen vor Primark blutige T-Shirts auf

Rund 150 Aktivisten machten auf Missstände in der Textilbranche aufmerksam.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Menschen mit einer Botschaft haben es nicht leicht, wenn nur ein paar Meter weiter Partymusik spielt und Luftballons verteilt werden. Rund 150 Demonstranten begleiten die Eröffnung der Krefelder Primark-Filiale am Ostwall.

Die Aktivisten machen lautstark auf die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte aufmerksam. „Hier wird eine heile Einkaufswelt vorgegaukelt, die mit Blut und Tränen anderswo in der Welt bezahlt wird“, sagt Edith Bartelmus-Scholich. Die 58-Jährige trägt einen überdimensionalen Waschzettel um den Hals mit der Aufschrift „Made in Hell“ - „Hergestellt in der Hölle“.

Primark: Fans und Gegner versammeln sich am Ostwall
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An kreativen Ideen mangelt es den Demonstranten nicht: Sie hängen blutige T-Shirts vor der Textil-Kette zum Trocknen aus und haben sogar den Sensemann in ihren Reihen, der auf seinem Schild verkündet: „Ich liebe Primark.“

Ausdrücklich steht bei den Demonstranten nicht nur die irische Kette im Fokus der Kritik, sondern auch ähnlich günstige Textilanbieter wie Kik und Zeeman. Bei der von der Linksjugend angestoßenen Aktion beteiligten sich unter anderem die Grünen, die Seidenstadt Piraten und Amnesty International.

„Es geht darum, bewusster mit Kleidung umzugehen“, erklärt Karsten Ludwig (22) aus dem Kreisvorstand der Grünen. „Wenn ich nur ein Euro für ein T-Shirt bezahle und es danach wegwerfe, zeigt das kein nachhaltiges Denken.“ Er habe zwar Verständnis für Käufer mit geringem Einkommen, weist aber auf Alternativen wie Second-Hand-Läden hin. „Ich bin auch nicht finanziell auf Rosen gebettet — aber zu Primark gehe ich trotzdem nicht.“

Als einer der Redner nicht nur die Produzenten, sondern auch die Käufer günstiger Kleidung zu den Verlierern der Textilbranche zählt, beginnen ein paar Mädchen aus der Warteschlange zu buhen. Um 11 Uhr ist es dann soweit: Primark öffnet seine Schleusen und hunderte Kunden werden ins Kaufhaus gesogen. Ob man dieses Publikum erreichen kann? Karsten Ludwig zögert und sagt dann: „Ich denke, bei einigen ist die Chance da.“