Ditib-Gemeinde Interview zum Neubau: "In der Moschee wird keine Politik gemacht"

Die Ditib-Gemeinde an der Saumstraße wird für fünf Millionen Euro ein neues Gotteshaus bauen. Vorstands-Mitglied Ibrahim Öztürk erläutert die Pläne.

Ibrahim Öztürk erläutert die Pläne für die neue Moschee.

Ibrahim Öztürk erläutert die Pläne für die neue Moschee.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Herr Öztürk, wie weit sind die Planungen rund um den Moschee-Neubau an der Gladbacher Straße vorangeschritten?

Ibrahim Oztürk: Unsere Gemeinde hat das Grundstück für einen sechsstelligen Betrag gekauft. Außer der Moschee sollen aber zusätzlich eine Begegnungsstätte mit Caféteria, Bibliothek, Ladenlokale sowie Parkplätze und ein öffentlicher Zugang zur geplanten Fahrrad-Promenade errichtet werden. Wir fiebern dem Spatenstich entgegen. Fertiggestellt könnte das Projekt im Jahr 2020 sein.

Mit welchen Kosten kalkulieren Sie?

Öztürk: Mit rund fünf Millionen Euro. Das Projekt finanziert sich größtenteils über Spenden. Es wird der erste Moschee-Neubau in Krefeld, von dem wir uns als Gemeinde viel versprechen.

Was denn genau?

Öztürk: Unser Gemeindeleben findet seit 1988 in diesem Hinterhof-Gebäude an der Saumstraße statt. Mit der Zeit ist die Anzahl unserer Mitglieder von damals 80 auf heute rund 300 angewachsen, wir brauchen einfach mehr Platz. Zudem sehen wir es als unsere Aufgabe an, Aufklärungsarbeit zu leisten, um die Menschen über den Islam, unsere Lebens-und Glaubensweise aufzuklären und damit Vorurteilen entgegenzutreten.

Vorurteile, wie dieses, dass die Ditib-Gemeinden unter Anleitung der türkischen Regierung in Ankara eigene politische und religiöse Interessen verfolgen würden?

Öztürk: In unserer Moschee wird keine Politik betrieben, wenn das so wäre, würden wir uns dagegen wehren. Wir arbeiten seit 30 Jahren als Ditib-Gemeinde und sind immer transparent gewesen. Die bei uns lehrenden Relgionsbeauftragten (Imame) sind religiöse Schlüsselpersonen, die überparteilich sind.

Räumen Sie trotzdem Versäumnisse ein in der Vergangenheit?

Öztürk: Ja, natürlich hätten wir uns viel früher öffnen müssen. Die 1. und 2. Generation unserer Landsleute hat das leider versäumt. Umso mehr Hoffnung setzen wir in den Moschee-Neubau. Wir wollen eine Begegnungsstätte für alle Krefelder schaffen, egal welcher Herkunft oder Religion. Wir wollen über den Islam aufklären, Fragen beantworten und näher zusammenrücken mit den Krefeldern. Das Projekt soll Krefelder Charakter besitzen.

Wie stehen Sie zum Streit zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem deutschen Satiriker Jan Böhmermann?

Öztürk: Für uns war das gar nicht so ein Riesen-Thema. Trotzdem halten wir die Pressefreiheit für ein ganz hohes Gut unserer Gesellschaft und einer Demokratie. Die Türkei ist aber auch noch eine junge Demokratie, die viel zu lernen hat. Mich würde es freuen, wenn die Menschen uns aber nicht immer nur nach unserer Meinung fragen, wenn irgendwo Menschen einen Anschlag verübt haben, der mit dem Islam in Verbindung gebracht wird. Denn das ist nicht der Islam.

Wie ist der Islam denn?

Öztürk: Er ist offen, für jeden. Zu uns kommen beispielsweise viele Flüchtlinge, die Halt suchen. Wir sind international, bei uns ist jeder willkommen.

Wie reagieren Sie dann, wenn Politiker Ihnen vorschreiben wollen, wie Sie sich in Ihrer Moschee zu benehmen haben: Stichwort deutsche Sprache?

Öztürk: Sie werden jetzt überrascht sein, aber wir planen bereits seit längerem, in der Moschee auch in Deutsch zu predigen und werden es in Zukunft auch tun. Gerade die junge Generation spricht bei uns doch schon wesentlich besser Deutsch, als Türkisch und muss manchmal nachfragen, was der Imam gerade erzählt.

Was wünschen Sie sich von den Krefeldern?

Öztürk: Ganz viel Unterstützung. Nicht nur die Muslime sollen sich auf den Neubau der Moschee freuen, alle Krefelder sollen es tun. Ich lebe seit 44 Jahren in Krefeld und fühle mich als Krefelder.

Werden Sie die Öffentlichkeit noch gezielter über Ihre Baupläne informieren?

Öztürk: Natürlich werden wir Informationstage veranstalten und zusammen mit der Stadt und der Politik die Bürger informieren. Aber auch so kann ich nur jeden herzlich einladen, bei uns vorbeizukommen und uns Fragen zu stellen, sollte es welche geben. Wir können aber auch über Fußball reden oder einen Tee trinken (lacht).

Was erwartet die Besucher beim Frühlingsfest?

Öztürk: Von Freitag bis Montag sind alle Krefelder eingeladen, bei uns auf unserem neuen Grundstück an der Gladbacher Straße vorbeizukommen, sich mit uns zu unterhalten, zu essen und sich Aufführungen anzusehen.