Serie „Kaiserliche“ Stadt mit einer Jahrtausende alten Geschichte
Krefeld · Serie Unsere letzte Station auf der Reise zu den Partnerstädten von Krefeld ist Kayseri in der Türkei.
Kayseri – das klingt so ähnlich wie das deutsche Wort Kaiser. Was kein Zufall ist: Der Name der türkischen Partnerstadt von Krefeld leitet sich vom Lateinischen Caesarea ab – zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius. Die relativ unbekannte Millionenmetropole im Herzen von Anatolien hat im Laufe ihrer Geschichte mehrfach den Namen gewechselt, denn wegen ihrer wichtigen strategischen Lage wurde immer wieder um sie gekämpft. Heute hat Kayseri nicht nur viele Zeugnisse ihrer bewegten Geschichte und eine imposante Lage zu Füßen eines erloschenen Vulkans zu bieten, sondern sie ist auch ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum.
Gut zu wissen: Anreise,
Wetter und mehr
Allgemeines: Kayeris Geschichte geht rund 4000 Jahre zurück. Denn unter dem Namen Mazaca existierte die Stadt schon zu Zeiten der Hethiter im 2. Jahrhundert vor Christus. Unter den Griechen wurde daraus Eusebeia, bis sie als Hauptstadt des kappadokischen Königreiches von den Römern erobert und später in Caesarea umbenannt wurde. Besitzerwechsel gab es danach noch oft, denn auch Byzantiner, Seldschuken, Mameluken, Mongolen und Osmanen ließen sich dort nieder. In der Antike war die Stadt wegen ihrer Spitäler, Altersheime und Armenspeisung berühmt, die der Bischof und Kirchenvater Basilius von Caesarea in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts dort eingerichtet hatte. Heute ist die Stadt eher als Wirtschaftsstandort bekannt. So kommen rund 80 Prozent der türkischen Möbelproduktion, aber auch Türen, Haushaltswaren und Lebensmittel von dort. Auch der Tourismus spielt eine wachsende Rolle, denn Kayseri gilt als das „Tor nach Kappadokien“. Stadt und Großraum haben laut Wikipedia heute mehr als 1,3 Millionen Einwohner (Stand von 2014).
Partnerschaft: Seit dem 25. Juni 2008 ist Kayseri die jüngste Partnerstadt Krefelds. Was keine zufällige Wahl ist: Viele türkischstämmige Bürger von Krefeld stammen aus der Provinzhauptstadt in Zentralanatolien. Das war besonders deutlich zu spüren, als 2016 bei einem Bombenanschlag in Kayseri 14 Menschen starben. Auch in Krefeld wurden damals die Fahnen auf Halbmast gesetzt, Oberbürgermeister Frank Meyer kondolierte und die muslimischen Gemeinden in Krefeld trauerten. Denn viele ihrer Mitglieder haben Familienangehörige in Kayseri, zu denen sie enge und intensive Beziehungen pflegen.
Entfernung: Die Stadt liegt von Krefeld 2645 Kilometer Luftlinie entfernt. Mit dem Auto würde man 3338 Kilometer benötigen. Deutlich einfacher geht es mit dem Flugzeug: Nonstop fliegt die türkische Pegasus Airlines ab Düsseldorf, 3:40 Stunden dauert der Flug. Er kostet Hin und zurück 140 Euro (Stand Donnerstag). Wer über Istanbul fliegt, muss mehr als sechs Stunden Flugzeit einplanen. Der Zeitunterschied beträgt eine Stunde, denn die Türkei ist eine Stunde vor Deutschland.
Wetter: Kayseri liegt auf einer Höhe von mehr als 1000 Metern. Der fast 4000 Meter hohe Erciyes, ein erloschener Vulkan, liegt nur 25 Kilometer entfernt und ist das Wahrzeichen der Stadt. Hier gibt es hochmoderne Skigebiete, denn selbst im Hochsommer liegt Schnee auf der Bergspitze. Deutlich heißer ist es im Sommer in der Stadt. Hier kommen der Juli und der August auf durchschnittliche Tagestemperaturen von 31 Grad und zwölf Stunden Sonnenschein. Regen fällt dann kaum – anders als im April und Mai, die immerhin auf mehr als 50 Millimeter Niederschlag kommen. Auf Nachtfrost müssen sich die Besucher von November bis März einstellen.
Informationen: Wer sich über Kayseri und die gleichnamige Provinz informieren möchte, muss im Internet ein bisschen stöbern. Vieles findet sich nur auf Türkisch, manches auch auf Englisch.
Best auf: Die zehn
wichtigsten Sehenswürdigkeiten
1. Erciyes: Der Berg ist mit hohem finanziellen Aufwand in den vergangenen Jahren zum Wintersportparadies ausgebaut worden. Hier finden sich modernste Liftanlagen. In nur 20 Minuten ist er von der Stadt aus erreichbar.
2. Burg: Teile der Burg- und Stadtmauer sind 242 Jahre vor Christus errichtet worden. Die Innenburg ist von den Seldschuken bis 1916 besiedelt worden. Zum Gesamtkomplex gehören 18 Bastionen, die Fatih-Moschee und das Archäologische Museum der Stadt.
3. Historisches Krankenhaus: Von den Seldschuken im 13. Jahrhundert erbaut, wurde der Doppel-Komplex (Gevher Nesibe Darüssifa und Gıyasiye Madrasah) seit den 1980er Jahren als Medizinhistorisches Museum genutzt. Es ist aber auch ein Seldschuken-Museum.
4. Döner Kümbet: Das eher unauffällige Mausoleum steht auf einer kleinen Verkehrsinsel inmitten einer stark befahrenen Straße. Es ist rund 750 Jahre alt und soll einen Lebensbaum darstellen.
5. Wohnhöhlen: Teile der Stadt sind von unterirdischen Straßen und Wohnhöhlen durchzogen. Selbst klein gewachsene Personen müssen sich hier bücken.
6. Galerie für Islamische Kunst: Die Galerie ist in einer ehemaligen Felsenkirche untergebracht. Diese geht auf eine Zeit bis 300 vor Christus zurück.
7. Ulu-Mosche: Sie Ulu- oder Sultan-Moschee ist das älteste seldschukische Gebäude der Stadt und wurde 12. Jahrhundert erbaut.
8. Sultan Hammam: Das einstige Doppelbad stammt aus dem 14. Jahrhundert. Das Männerbad blieb erhalten.
9. Hunat-Hatun-Moschee: Die besonders prachtvolle Moschee mit ihrem neuen Minarett steht in der Stadtmitte. Baubeginn war im Jahr 1237.
10. Kültepe: Die sogenannten Aschenhügel liegen 20 Kilometer nordöstlich von Kayseri und sind eine der wichtigsten archäologischen Stätten der Türkei. Ausgrabungen der Ober- und Unterstadt haben eine Besiedlung ab der Bronzezeit nachgewiesen. Überreste einer Zitadelle liegen auf einem 20 Meter hohen und fast kreisrunden Hügel. Er hat einen Durchmesser von 520 Metern.
Hier kann man wohnen
Die Auswahl an Hotels in Kayseri ist groß. Sie reicht von Fünf-Sterne-Luxushäusern (Radisson Blu; Wyndham Grand Kayseri) bis zur einfachen Drei-Sterne-Unterkunft. Die Preise sind günstig: Selbst im Luxushotel ist eine Nacht für 56 Euro zu bekommen.
Fettnäpfchen vermeiden
Trinkgeld sparen: Ein „Bakschisch“ von zehn Prozent ist üblich, kein Tringeld zu geben gilt als unhöflich.
Fremdsprachen erwarten: Kayseri ist eine Stadt, in der es noch traditionell zugeht. Fremdsprachenkenntnisse sind auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Auch viele Beschriftungen in den Museen sind (leider) nur auf Türkisch gehalten.
Zu freizügig sein: Frauen sollten möglichst keine kurzen Röcke oder Hosen tragen. Auch die Schultern sollten bedeckt bleiben. Umgekehrt wird es nicht gerne gesehen, wenn Männer einheimischen Frauen zu nahe kommen.