Humanitäre Hilfe Kinder-Quilts für den Frieden
Das ist typisch für die Quilterin Claudia Pfeil: Sie hat eine Idee, will helfen, ruft ihre Freunde und Follower in den sozialen Medien weltweit auf, sie bei einem Projekt zu unterstützen, und erfährt große Resonanz.
Vor knapp zwei Wochen, am Abend ihres Geburtstages, hat sie mit Blick auf den Angriffsgriff der Russen auf die Ukraine spontan das neue Projekt „Piece for Peace“ gestartet und alle, die es hören oder lesen, um jeweils 20 Blöcke in den Farben der ukrainischen Flagge Blau und Gelb für einen Quilt gebeten. „Ich hatte auf 100 Blöcke für so fünf Quilts gehofft, aber alleine bis Freitag sind schon 420 Blöcke hier im Studio in der Brotfabrik Im Brahm an der Ritterstraße angekommen.“ Begleitet von „herzerwärmenden Schreiben“. Inzwischen stellt sie sich auf bis zu 2500 Blöcke ein. „Ich bin so was von überwältigt“, erzählt Claudia Pfeil mit einem neuen Schwung von kleinen Paketen und gepolsterten Briefen in der Hand – und muss trotz aller Freude doch schlucken.
Post aus USA, Kanada, Australien, Taiwan und Deutschland
Längst versucht der Postbote schon nicht mehr, jeden Tag die neue Post in den Briefkasten zu stopfen. Der ist dafür eh viel zu klein. „Er klingelt nun an der Tür und reicht mir die zahlreichen Verpackungen an“, sagt die 61-jährige Krefelderin, die im Ursprungsland des Quiltens, den USA, längst selbst ein Star ist. Zahlreiche ihrer künstlerisch hochwertigen Quilts sind mehrfach prämiert. Für sie legen ihre Quilter-Freunde gerade erst so richtig los und sitzen vor ihren Nähmaschinen in weiten Teilen der Welt, um ukrainischen Kindern eine Freude zu machen.
Die sogenannten Blöcke sind in der Sprache der Quilter genähte Stoffquadrate in den europäischen Maßen 21 mal 21 Zentimeter oder 8 1/2 Inch auf dem amerikanischen Kontinent. Nur die Farben Gelb und Blau hat Claudia Pfeil vorgegeben. „Doch ich wusste gar nicht, wie viele unterschiedliche Nuancen es davon gibt.“
Es sei eine Möglichkeit, sich mit dem ukrainischen Volk solidarisch zu zeigen – und selber etwas gegen die Ohnmacht angesichts des Krieges zu tun, sagt sie. Das scheint auch die Quilter-Gemeinde so zu sehen. Auf ihrem Arbeitstisch landen Briefe aus Taiwan, Australien, Kanada, den USA, Österreich, Frankreich, Italien und viele auch aus Deutschland. Am Freitag allein 100 Blöcke von zwei Quilter-Gruppen aus Heidelberg und Bad Wildungen.
Die Muster und Motive sind so vielfältig wie die Farbnuancen. Peace-Zeichen, Friedenstaube, Sonnenblume, Hände, Herzen, Blumen tauchen in allen erdenklichen Möglichkeiten auf – von real bis abstrakt, von Patchwork bis Stickerei, von Block- bis zu Fantasiemustern. Aus dem Internet hat Claudia Pfeil Kuschel-Fleece in Blau und Gelb gekauft, schließlich sollen die farbenfrohen Decken ukrainischen geflüchteten Kindern hier in Krefeld ein Stück Wärme, Geborgenheit und Zuversicht geben.
Mit ihrer Freundin Ulrike Krüger fertigt sie die Kinderdecken in der Größe 1,10 mal 1,20 Meter in jeweils fünf bis sechs Stunden an. Die verschiedenen Quadrate werden individuell und passend angeordnet und als erstes zusammengenäht, das ist das sogenannte Top. Mit Vlies und dem weichen blauen oder gelben Rückseitenstoff werden alle drei Stoffschichten zusammengenäht, das ist das eigentliche Quilten. Zum Schluss wird die Steppdecke mit einem Stoffstreifen rundherum eingefasst, das sogenannte Binding. Wegen der Menge an Zusendungen und der benötigten Arbeitszeit – neben ihren regulären Auftragsarbeiten – helfen ihnen inzwischen vier weitere Quilterinnen aus Krefeld. „Die Quilts sollen so einfach wie möglich, aber gleichzeitig auch so schön wie möglich sein“, betont Claudia Pfeil. Nächste Woche will sie die ersten Quilts an ukrainische Kinder verschenken.