Landgericht Kockel-Prozess: Puzzleteilchen fügen sich zu Bild mit Lücken

Im Kockel-Prozess erinnerten sich gestern Zeugen an Tritte und Schläge, können sie allerdings nicht eindeutig zuordnen.

Foto: Wagner

Krefeld. Mit der Vernehmung von drei Zeugen versuchte die 6. kleine Strafkammer am fünften Verhandlungstag erneut, Licht in das Dunkel einer Nacht im Mai 2011 zu bringen. Was feststeht: An einem frühen Sonntagmorgen wird der damalige KFC-Torwart Ronny Kockel bei einer Auseinandersetzung in einer Krefelder Diskothek schwer verletzt. Seit April bemüht sich die Vorsitzende Richterin Kraft-Efinger, vier Jahre nach der Tat die Vorgänge jener Nacht aufzuklären.

Zwei Männer sind angeklagt, in die Auseinandersetzung verwickelt gewesen zu sein. Durch intensive Befragung von drei Diskothekbesuchern sollte am Donnerstag geklärt werden, wer was an diesem Abend getan hat — und nicht zuletzt warum.

Eine Zeugin wird erstmals gehört, kann jedoch nichts zur Aufklärung beitragen. Die junge Frau hat keinerlei Erinnerung an diesen Abend, der verlaufen ist wie viele andere zuvor und danach: ein Diskobesuch, eine Schlägerei zwischen Gästen — nichts Außergewöhnliches.

Genauer erinnert sich eine 23-Jährige, die sich im direkten Umfeld von Kockel aufgehalten hatte und selbst in die Auseinandersetzung verstrickt wurde. Sie habe vor der Bar eine aggressive Stimmung festgestellt, sei dazugekommen, habe Handgreiflichkeiten gesehen, auch den am Boden liegenden Kockel und dass jemand gegen dessen Kopf getreten habe. Sie identifiziert den angeklagten L. als Beteiligten, kann aber nicht mit Sicherheit sagen, was er gemacht, ob und wen er getreten habe.

Nichts bleibt unversucht, um die Aussage zu konkretisieren. Aus dem Handgelenk zeichnet die Zeugin auf, wo die Betroffenen sich am Tatort zwischen Bar, Pool und Kasse aufgehalten haben. Ihr damaliger Freund, der bei dem Konflikt ebenfalls zu Boden ging und gestern als Zeuge geladen war, zuckt nur die Schultern: Er erkenne die Angeklagten wieder, erinnere sich aber kaum noch an den Abend. Nur so viel: „Meine Freundin und ich waren nicht Ziel der Aggression.“

In einem Punkt kommt die Richterin trotz hartnäckiger Fragen nicht weiter: Alle Zeugen erinnern sich übereinstimmend daran, dass es keine aggressive Stimmung gab, und man sich vorher auch nicht kannte. Niemand habe eine Erinnerung an Streit, Provokationen oder Beschimpfungen. „Das offenbar überhaupt nie irgendjemand irgendetwas gesagt haben soll, ist relativ ungewöhnlich“, sagt Kraft-Efinger. Sie habe das Gefühl, dass da ein paar Teile fehlten.