Koma-Saufen: 17-Jähriger in Lebensgefahr

Auch diesmal schauten viele Jugendliche zu tief ins Glas. Ein Junge liegt auf der Intensivstation.

<strong>Krefeld. Lena (13, Name geändert) ist ein gefallener Engel. Die Flügel ihres Kostüms zittern wie ihr ganzer Körper, als sie vom Regen durchnässt auf der Stoßstange des Streifenwagens Platz nimmt. Ein Polizist lässt das Mädchen pusten - 0,74 Promille zeigt das Gerät. Die Beamten hatten das schon geahnt. Am Nordbahnhof war die 13-Jährige den Einsatztrupps schwankend entgegenkommen. Jetzt ist sie ein Fall fürs Jugendamt: Im Einsatzwagen geht’s in die Villa K an der Steinstraße, wo die Stadt-Mitarbeiter an diesem Nachmittag gleich mehrere alkoholisierte Kinder und Jugendliche betreuen müssen.

Es ist Tag zwei im Schwerpunkteinsatz gegen Alkoholexzesse der Jugend im Karneval. Schon in Uerdingen musste am Sonntag ein Mädchen mit knapp zwei Promille ins Krankenhaus. Gestern hat ein 17-Jähriger sogar so viel getrunken, dass er eine lebensgefährliche Alkoholvergiftung erleidet. Er liegt in Hüls auf der Intensivstation.

Der Rosenmontagszug verlangt den Mitarbeitern von Polizei, kommunalem Ordnungsdienst und Jugendamt so einiges ab. "Heute ist es ruhiger", meint Rainer Schürcks vom Jugendamt in der Sammelstelle in der Villa K noch um 16Uhr. Bislang sind es "erst" acht gewesen, die bei ihm gelandet sind. Bis zum Abend hat sich die Situation aber geändert (siehe Kasten).

Auch Lena sitzt mittlerweile weinend vor Schürcks und seinen Kolleginnen. Unter heftigem Schluchzen berichtet sie, dass ihre Clique sie zum Trinken aufgefordert habe. "Die haben zu mir ,Schlampe’ gesagt." Wesentlich größere Sorgen macht sie sich, weil gleich ihre Eltern kommen, die vom Jugendamt bereits verständigt sind. "Wenn die das hören, darf ich doch gar nichts mehr." Eigentlich alle reagierten sehr verständnisvoll und besorgt, wenn sie ihre Kinder abholen, sagt Schürcks.