Geschichte Architekt übergibt Rennbahn-Pläne

Bockum. · Im Stadtarchiv können Krefelder nun die Sanierung aus den 1990er Jahren nachvollziehen.

Die Renovierungsarbeiten der Krefelder Rennbahn in den 1990er Jahren.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Es war ein Sieg für alle, die daran geglaubt haben. Von der Vorplanung ab 1986 bis zum Eröffnungsgalopp in 1995 wurde die Rennbahn mit ihren 36 größeren und kleineren Gebäuden auf sensible Weise schöner, moderner und technisch besser ausgerüstet. Der Krefelder Architekt Klaus Reymann hatte im Laufe der Sanierungszeit mit Hindernissen, wie monatelangem Regen, zu kämpfen und kam dennoch pünktlich ins Ziel. Jetzt übergab er seine umfangreiche Bau-Dokumentation in Wort, Bild und Film an das Stadtarchiv und damit an die Öffentlichkeit.

„Wir haben die 24,5 Hektar des Geländes damals genau strukturiert, um die Kosten in den Griff zu bekommen und der Architekturgeschichte Rechnung zu tragen; zumal mit Otto March der wohl berühmteste Sportstättenbauer Deutschlands für das Geläuf verantwortlich gezeichnet hatte. Er schuf auch das Stadion für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin.“

Nach dem ersten Schritt, dem Geläuf samt Bewässerung, kamen die Tribünen an die Reihe und danach der Trainingsbereich. Darüber hinaus wurde jedes noch so kleine Detail genau untersucht und festgehalten. Die Zeichnungen haben fast Fotocharakter.

Reymann: „Beleuchtung, Besteck oder das Mäanderband als Ornament haben wir untersucht und wieder hergestellt. Die Gardinen wurden — wie im Original aus Nessel — hergestellt und bekamen ihre schwarz-goldene Seidenborte.“ Für die Fassade haben wir Trierer Muschelkalk benutzt, einen wirklich wichtigen eierschalenfarbigen Ton.

Alles sei im Zeichen des berühmten Rennbahn-Architekten August Biebricher geschehen, der von 1911 bis 1913 im Stadtwald gebaut hat und der sich bei Bauhaus Vordenker Joseph Maria Olbrich umgesehen hatte oder bei Walter Gropius, dem deutschen Architekten und Gründer des Bauhauses. „Die Beschläge der Umkleiden beispielsweise sind nahe an Gropius“, weiß Reymann. All dies wurde erhalten. „Es macht Spaß, wenn es auskommt“, berichtet der Architekt. 24-Millionen Mark hat die Sanierung gekostet, 1,9 Millionen hat er über seine Denkmalstiftung zugesteuert.

Für die Sanierung des größten Denkmales in Krefeld, bekam Reymann den Deutschen Denkmalpreis. „Es war eine meiner schönsten Aufgaben im Architekturleben“, sagt er. Stadtarchiv-Chef Olaf Richter freut sich über den neuen, 30 Meter langen Schatz im Bestand, mit der Dokumentation der Baumaßnahmen, Film- und Fotoexponaten und eigenen Publikationen wie Broschüren. „Es ist ein bedeutender Zugewinn für das Gesamtprofil unserer Bestände. Dieser ist in Sachen Rennbahn jetzt eine runde Sache, denn wir haben bereits Überlieferungen aus Verwaltungen, Politik und dem Krefelder Rennverein.“ „Aktuell erleben wir eine ,Hochzeit` baugeschichtlicher Themen. Heute können wir einen Bezug zum Bauhaus-Jahr bieten. Diplom-Ingenieur Reymann hat an der  Werkkunstschule studiert und zwar — wie er sagt — ganz im Bauhaus-Gedanken.“