Burgserenade: Die Jahreszeiten als Collage

Die einfalls reichen Saxophonisten des Alliage- Quartetts haben die Zuschauer in der Linner Burg restlos begeistert.

Krefeld. Rasant spannend, zwischen vertrauter Motivik und überraschenden Klängen schwankend, collagenhaft, witzig: Das Konzert des Alliage Quartetts am Freitagabend auf Burg Linn begeisterte die Zuhörer und führte zu "standing ovations".

Das Saxophonquartett mit Daniel Gauthier, Sopran-Saxophon; Erik Nestler, Alt-Saxophon; Koryun Asatryan, Tenor-Saxophon und Sebastian Pottmeier, Bariton-Saxophon wurde ergänzt durch Jang Eun Bae am Klavier.

Die "Alten Ungarischen Tänze aus dem 17. Jahrhundert" hat Ferenc Farcas (1905-2000) nach diesen alten Tänzen neu komponiert, der Eindruck wurde durch das Saxophonquartett zu einem besonderen, da diese Instrumentation den Klang der alten, historischen Blasinstrumente zu evozieren schien. Die Musiker spielten rhythmisch akzentuiert, ungemein homogen, dazu klang das Sopransaxophon klang ungemein ausdrucksvoll und weich.

Zentrales Werk des Programms waren "Die Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi , neu "arrangiert" für das Quartett mit Klavier von Jun Nagao (geb. 1964), dabei hat er seine eigenen Assoziationen zu den einzelnen Jahreszeiten mit in dieses Arrangement "gepackt".

Der Sommer beginnt heiß und dissonant, eine Bartok´sche Fliege schwirrt durch die Hitze, wird musikalisch erschlagen, Vivaldis virtuose Passagen finden sich im Sopransaxophon. Engagiert, kraftvoll auch die anderen Stimmen des Quartetts, im Frühling tauchen Jazzgefühle auf.. Dann taucht Gershwin auf, etwas Strawinsky."Das Stück sei wie ein altes Gemälde, auf das etwas Neues aufgemalt wurde, Erinnerungen, Zitate, erläuterte Gauthier.

"Maskiert" seien auch die Bearbeitungen der Stücke von Johann Sebastian Bach, so Pottmeier. Die "Gavotte" aus der Französischen Suite Nr. 5 , das Choralvorspiel "Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ", Aria und Menuett aus der Französischen Suite BWV 813 und die "Air" aus der Orchestersuite Nr.3, erhielten im Arragement Pottmeiers eine Maske, hinter der sich das Original Bachs notengetreu verbirgt. Vielleicht auch so, als hätte Bach an der Orgel eine Neue Registratur ausprobiert.

Es folgten noch Vivaldis Herbst, in den sich die Freischütz-Jäger aus dem Norden verirrt hatten, eine Turmuhr am Klavier zeigte die Jahreswende an, Assoziationen an die Erntedankfeiern, bei denen zuletzt nach Hause gewankt wird, durch ständigen Wechsel der Takte im letzten Satz.

Die vier Saxophonisten und die Pianistin rissen die Zuhörer förmlich von den Stühlen, so virtuos, facettenreich und spannend gestaltete sie die Interpretation dieser Vivaldi-Jahreszeiten-Collage. Mitten im Winter dann ein Weihnachtslied, es huschte mehr vorbei als dass es konkret gewesen wäre, aber erkannt wurde es doch. Im letzten Allegro lässt Nagao alle Motive des Jahres nochmals verfremdet oder auch deutlich erklingen.

Der Beifall galt allen Musikern gleichermaßen, vielleicht jedoch noch ein bisschen mehr Sebastian Pottmeier, für den dies Konzert ein Heimspiel im internationalen Herkunfts-Kontext der Musiker war. Drei Zugaben erklatschte sich das Publikum, Schostakowitschs 2. Walzer aus seiner 2. Jazzsuite, "America" von Leonard Bernstein und ein Kinderlied aus einer "alten" Kinderfernsehsendung. Eine intensive, witzig neue Variante des Bekannten.