Crescendochor: Eine drastische Leidensgeschichte in barocken Tönen

Der Crescendochor führt mit Solisten und Orchester die Brockes-Passion von Händel in St. Josef auf.

Krefeld. Zimperlich war der Autor der Leidensgeschichte Christi nicht, die Georg Friedrich Händel 1717 vertont hat. In seiner fünf Jahre zuvor geschriebenen Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“ schildert der Hamburger Jurist und Ratsherr Barthold Heinrich Brockes sehr drastisch die Ereignisse.

Sein Berufsleben, aber sicherlich auch die Darstellungen in der Kirchenkunst von Heiligenmartyrien, dem Jüngsten Tag und der Hölle geben den Leiden Christi in seinem Text eine erschreckende Anschaulichkeit.

Da wendet sich beispielsweise eine Tochter Zion im Rezitativ an den bestürzten Sünder: „Komm, erwäge, wie durch die Heftigkeit der Schläge der beulenvolle Schädel kracht, wie sie sein heil’ges Hirn zerschellen, wie seine Taubenaugen schwellen!“

Diese Schilderung des Leidens Christi war, so Heinz-Peter Kortmann in seiner kurzen Einführung, die beliebteste Passionsdichtung des 18. Jahrhunderts. Dem Publikum in St. Josef war es dank eines ausführlichen Programmheftes möglich, alle Feinheiten der barocken Sprache zu verstehen.

Wie gut, dass der Komponist noch nicht über die klanglichen Möglichkeiten seiner späteren Nachfolger verfügte! Zwar setzt Händel den Inhalt der Texte recht präzise um, doch die musikalischen Mittel des Barocks sind — verglichen mit jüngeren Epochen — begrenzt.

Eine reife Leistung boten die Interpreten der Brockes-Passion unter der Leitung von Kortmann. Aus den Reihen des Crescendochors übernahmen drei Mitglieder solistische Parts, allen voran Sebastian Hoffmann mit der Darstellung des Petrus’.

Teilweise in verschiedene Rollen schlüpfend, sangen die Solisten Dorothee Wohlgemuth und Amalie Dembski (Sopran), Kaspar Kröner (Altus), Johannes Klüser und Sebastian Hoffmann (Tenor), Erik Kirchhoff und Justus Seeger (Bass) begleitet von Mitgliedern des Orchesters St. Josef. Das Publikum in der sehr gut gefüllten Kirche bedankte sich für die gut zweieinhalbstündige Aufführung mit tosendem Applaus.