EU-Fördergeld hilft einer armen Braut
Start des Kulturfestivals Krefelder Schulen.
Krefeld. Das Ambiente des Innenhofs der Burg Linn passt perfekt. Hier braucht die Theater AG des Fichte-Gymnasiums keine Kulissen, ein paar Stühle vor der Burgküche und ein Tisch unter der großen Linde reichen aus.
Die Türen in das Erdgeschoss des Seitenflügels werden zu Haustüren irgendwo in einer Stadt im Süden. „Wir haben das Stück ,Viel Lärm in Chiozza’ in die Jetztzeit verlegt“, sagt Lehrer Hans-Joachim Wigbels, „und man versucht, an Gelder der EU zu kommen.“ Aus taktischen Gründen hat er auch erst einmal nur 60 Stühle im Burghof aufstellen lassen, „damit es voll aussieht!“ Für eine Reihe muss er am Sonntagabend noch einige Stühle dazustellen.
Auf der knirschenden Bühne geht es nur zu Beginn ruhig zu, als sich fünf Jungschauspielerinnen zum gemeinsamen Gemüseputzen und Handarbeiten vor das Haus setzen. Doch schnell entstehen Gespräche, die in heiße Diskussionen ausarten. Es wird klar, dass Liebe, Frust, Missverständnisse und vieles Menschliche mehr für reichlich Gesprächsstoff sorgen — erst recht, als die Männer vom Fischfang zurückkommen.
Dann wird der Titel der Komödie „Viel Lärm in Chiozza“ in der Lautstärke greifbar, und es zeigt sich auch, dass dieses Stück den meisten Schülern auf den Leib geschrieben ist.
Da wird auch schon einmal mit vollem Körpereinsatz gespielt. Souverän meistern die Jungmimen ihre Rollen, die Texte sitzen und nichts wirkt aufgesetzt. Schöne Anspielungen auf italienische Verhältnisse gibt es immer wieder, zum Beispiel wenn der Mafioso klagt, dass die Schutzgelder nicht mehr wie früher fließen, weil die Leute kein Geld mehr haben und man sich neue Geschäftsfelder eröffnen sollte. Für diverse Finanzprobleme haben die Bewohner von Chiozza eine Lösung, nämlich die Fördertöpfe der EU. So kann auch einer armen Braut zur richtigen Partie verholfen werden. Ein gelungener Theaterabend. Das Festival geht heute um 18 Uhr an Burg Linn weiter. gmk