Internationale Tanzmesse in der Fabrik Heeder

Die Internationale Tanzmesse NRW war mit acht Aufführungen auch in Krefeld präsent. Zu sehen gab es viel Hochklassiges – und gelacht wurde auch.

Krefeld. Die Tanzwelt war von Donnerstag bis Samstag zu Gast in der Landeshauptstadt, auch in Krefeld war vom internationalen Flair viel zu spüren. In der Fabrik Heeder waren an drei Tagen acht Aufführungen der Internationalen Tanzmesse NRW zu sehen, vielsprachiges Stimmengewirr füllte die Foyers der beiden Studiobühnen. Alle Aufführungen hier waren ausverkauft, viele Messegäste ließen sich per Shuttlebus nach Krefeld bringen.

Am Donnerstag eröffnete das irische CoisCéim Dance Theatre den Aufführungsreigen mit einer getanzten Hommage an den Jahrhunderttänzer Vaslav Nijinsky. Die Choreographie "Faun" erinnert an Nijinskys "L´après-midi d’un faune", das bei seiner Uraufführung 1912 auch wegen seiner sexuellen Anspielungen für einen Skandal sorgte.

Das Sextett von Choreograph David Bolger pendelt geschickt zwischen Erzählung, Rekonstruktion und Nachempfindung, das Skandalöse des Originals aber schrumpft auf Fußnotendimension.

Die Ungarin Anne Réti kehrte danach in dem Solo "Inside Out" ihr Innerstes nach außen. Ihre gelenkigen Körperbilder zu Albtraummusik bedienen das Genre Ausdruckstanz in einer Weise, die nicht mehr ganz zeitgemäß erscheint. Die Virtuosität der Tänzerin bestach dennoch. Die irische Legitimate Bodies Dance Company konnte danach mit dem Männerduo "Hanging in There" kaum noch überzeugen.

Die Schweizerin Marisa Godoy eröffnete mit ihrer Performance "Radical_Connector" den zweiten Tag. Unterstützt von einem E-Bassisten und einer DJane hüpft sie sich durch ihre philosophische Betrachtung, die sprachlich witzig, aber in ihren getanzten Passagen eher belanglos ist.

Die Düsseldorferin Gudrun Lange präsentierte mit "A Night in Front of the TV" eine ihrer gewohnt amüsanten Arbeiten. Man hört die Tonspur einer gezappten Reise durch die Welt des Fernsehens. Mal bewegt Lange die Lippen synchron zu pathetischen Dialogen, dann setzt sie die unfreiwillige Komik einer Verkaufsshow in witzige Bewegungen um. Der Körper hängt am Draht fremdbestimmter Realität, ein Individuum kommt hier nicht mehr vor.

Das Frauenduo "Chinese Objects" der finnischen Choreographin Susanna Leimonen brachte einen dann zurück in die abstrakte Welt reinen Tanzes. Die Modern-Dance-Skizze bestach immerhin durch handwerkliche Perfektion.

Am letzten Tag dann noch zwei gegensätzliche Produktionen: Der in Barcelona arbeitende Choreograph Thomas Noone thematisierte zunächst in "Bound" das Wechselspiel von Freiheit und Abhängigkeit. Zwei Tänzerinnen und drei Tänzer demonstrieren sehr ernst und ungebrochen die Zwiespältigkeit menschlicher Beziehungen.

Bei der in Köln lebenden Tänzerin Caroline Simon schließlich war alles ganz anders. In ihrem "stück" entführt sie den Zuschauer in die Welt der Fantasie. Sie erzählt eine Handlung, in der sie auf einen fantastisch gut aussehenden Tänzer trifft. Man folgt den beiden von der Bühne in einen Werbeclip, um dann schließlich mit der einsamen Tänzerin in ihrer Wohnung zu landen.

Die Bewegungen zu all dem deutet Simon an, Ironie und Komik entstehen aus dem Bruch zwischen Erzählung und der Realität der Performance. Das Publikum kam aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus.