Kunst und Kirche Pax Christi neu erleben mit Sebastian Blasius

Krefeld · Die Symbiose zwischen Kultur und Religion wird in Pax Christi mit neuen Ideen weiter belebt. Dabei möchte Kunstwissenschaftler und Theaterkünstler Sebastian Blasius mithelfen.

Sebastian Blasius entwickelt Interventionen, die neue Perspektiven auf die Kunst in Pax Christi öffnen möchten.

Foto: Jan Dieter Schneider

Die „Kunstkirche“ Pax Christi in Krefeld ist mit ihrer Sammlung zeitgenössischer Kunst einzigartig in Deutschland und genießt über die Stadtgrenzen hinaus große Anerkennung – die WZ berichtete über die Besonderheiten dieses Gotteshauses mehrfach. In der kunstinteressierten Gemeinde wurde zuletzt verstärkt diskutiert, wie die Werke nach dem Tod von Pfarrer Karl-Josef Maßen im Jahr 2017 – auf den ein Großteil des Bestands zurückgeht – neu belebt und in die Zukunft geführt werden können. Gemeindereferentin Anne Hermanns-Dentges und Kirchenmusiker Christoph Scholz haben dafür den Kunstwissenschaftler und Theaterkünstler Sebastian Blasius gewonnen. Seit einigen Monaten entwickelt er künstlerische Interventionen, die neue Perspektiven auf die bestehende Sammlung eröffnen.

Ende März wird in Pax Christi erneut Blasius‘ ortsspezifisches Live-Hörspiel „Die Ringe des Saturn“ aufgeführt, über dessen erste Aufführung unsere Zeitung bereits berichtet hatte. „Eine von zwei Schauspielern gesprochene Textcollage entfaltet sich im Kirchenraum, verbindet individuelle Erinnerungen, historische Ereignisse und Fiktionen“, heißt es in der Ankündigung. Besucher hören Stimmen, die persönliche Verluste reflektieren – diese verweben sich mit Beschreibungen von Fossilien aus dem Anröchter Steinbruch sowie mit Ereignissen des Bürgerkriegs in Guatemala. Den von Sebastian Blasius verfassten Text sprechen die Mélanie Fouché und Nicolas Schwarzbürger (Ensemblemitglied des Theaters Krefeld und Mönchengladbach). Vorstellungstermine: Samstag, 29. März, 18 Uhr, und Sonntag, 30. März, 12.30 Uhr.

Ab April realisiert die Künstlerin Liora Epstein eine Installation im Kirchenraum. Epstein ist dem Krefelder Publikum durch ihre Arbeit „Die Bar“ im vergangenen Jahr im Kaiser-Wilhelm-Museum bekannt. Ihre für Pax Christi entwickelte Installation mit dem Titel „Fortuna“ entfaltet sich „prozesshaft und transformiert den Kirchenraum schrittweise“, heißt es dazu. Verpackungen, Umhüllungen und Schriftzüge treten nach und nach in Erscheinung, während Linien vom Altar aus in den Raum wachsen. Nach einigen Wochen beginnt die Installation ebenso allmählich wieder zu verschwinden. Das Werk thematisiert Schutz und Verletzlichkeit, Glauben und Ökonomie sowie das Spannungsverhältnis zwischen Provisorium und Stabilität. Künstlerinnengespräch: Sonntag, 18. Mai, 12 Uhr.

Für die „Nacht der offenen Kirchen“ (27. Juni) und „Kultur findet statt“ (29. Juni) hat Blasius den Düsseldorfer Audio- und Medienkünstler Christoph Korn eingeladen, seine Audio-Arbeit „825 Takte“ in Pax Christi aufzuführen. Dabei wird der berühmte „Walkürenritt“ von Richard Wagner in einer mehrstündigen Performance schrittweise perforiert und gelöscht. „Korn überführt die wuchtige, durch ihre historische Nutzung aufgeladene Komposition – von NS-Propaganda bis „Apocalypse Now“ – allmählich in Stille, sucht darin Raum für das Kleine, Fragile, Schutzsuchende“, heißt es in der Ankündigung. Besucher können die Performance flexibel erleben, da ein Kommen und Gehen jederzeit möglich ist. 27., 19 bis 2 Uhr, 29., 12 – 19 Uhr.

Weitere Informationen stehen online. Red/Laki