Kulturstiftung: Wohltäter im Hintergrund

Ohne die Kulturstiftung der Sparkasse wären viele Projekte in Krefeld undenkbar.

Krefeld. Tue Gutes und rede darüber: Dieser alte Grundsatz scheint für die Kulturstiftung der Sparkasse nur bedingt zu gelten. Obwohl sie in den 27 Jahren ihres Bestehens rund 4,7 Millionen Euro ins Krefelder Kulturleben gepumpt hat, pflegt man dort eher die Bescheidenheit. „Natürlich wollen wir wahrgenommen werden“, sagt Michael Rotthoff, Geschäftsführer der Stiftung. „Aber das rote ,S’ darf kein drohender Schatten werden. Es geht vor allem um die Projekte.“

Die 1986 gegründete Stiftung fördert die Kultur und Denkmalpflege in Krefeld. Pro Jahr flossen zuletzt bis zu 450 000 Euro in verschiedene Projekte, von niedrigen vierstelligen Beträgen bis zu sechsstelligen Großspenden. Museen und Theater, Mediothek und Musikschule kommen in den Genuss der Förderung, doch auch Akteure der freien Szene.

Wer sich bewirbt, muss bestimmte Grundsätze beachten. So finanziert die Stiftung, deren Kapital über die Jahre auf rund 10,2 Millionen Euro angewachsen ist, ausschließlich Projekte, keine laufenden Betriebskosten. Vorhaben, die bereits begonnen wurden, fallen ebenso durch das Raster wie einzelne Künstler. Ein Eigenanteil ist zudem zwingend vorgeschrieben: „Eine gute Idee reicht nicht“, erklärt Lothar Birnbrich, Vize-Chef des Sparkassenvorstands. „Sonst entsteht eine gewisse Beliebigkeit.“

Birnbrich ist zusammen mit seiner Kollegin Birgit Roos auch amtierender Vorstand der Stiftung. Gemeinsam mit einem zwölfköpfigen Kuratorium, in dem neben Oberbürgermeister und Kulturdezernent hauptsächlich Politiker sitzen, entscheidet der Vorstand über die Anträge. Statistisch gesehen wird rund die Hälfte genehmigt.

Da das Kuratorium nicht-öffentlich tagt, wird laut Birnbrich abseits üblicher Parteipolitik diskutiert: „Das geschieht sehr lebhaft und auf beachtlichem Niveau.“ In den meisten Fällen lasse sich ein breiter Konsens herstellen: „Es gibt keine schwarze, gelbe, rote oder grüne Kultur, sondern nur gute und weniger gute Kultur“, sagt Birnbrich. „Darauf kann man sich einigen.“

Eine Ausnahme: das Mies-Modell auf dem Egelsberg, dessen Förderung mit 100 000 Euro innerhalb des Kuratoriums stark umstritten war. Im Nachhinein ist Birnbrich von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt. „Viele, die vorher sehr verhalten waren, sind begeistert, nachdem sie das Modell gesehen haben.“

Kritik gab es vor einigen Jahren auch an der bislang größten Einzelspende der Stiftung. Die Sanierung der Turmspitze der Dionysiuskirche wurde damals auf Betreiben des Oberbürgermeisters mit rund 500 000 Euro unterstützt. Am Sinn dieser Förderung hat Birnbrich keine Zweifel: „Der eingerüstete Turm war ein Schandfleck für Krefeld.“ Lediglich das Volumen sei problematisch, weil es den Spielraum für andere Spenden eingeengt habe. Auch gegen eine einseitige Beeinflussung des Kuratoriums positioniert sich Birnbrich klar: „Parteipolitik können wir dort nicht gebrauchen.“

Zumal sich die Sparkasse von dieser und ihren anderen sieben Stiftungen auch positive Effekte für das eigene Image verspricht. „Mit den Aktivitäten zeigen wir, dass wir uns mit unserer Stadt identifizieren“, sagt Birnbrich. „Das ist ein idealer Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie.“ Eine Sport- und Umwelt-stiftung befindet sich gerade im Aufbau — sie verfügt bereits über zwei Millionen Euro Kapital.

Auch das Vermögen der Kulturstiftung wächst durch Zustiftungen ständig an, so dass trotz des niedrigen Zinsniveaus Jahr für Jahr viel Geld zu verteilen ist. „Es geht uns nicht um Subventionierung“, sagt Michael Rotthoff. „Wir helfen den Kulturschaffenden in dieser Stadt, möglichst viel von ihren PS auf die Straße zu bringen.“